Die Diskussion über eine Impfpflicht hat nun die nächste Berufsgruppe erwischt - auch Lehrer sollen sich vor einer Anstellung immunisieren lassen müssen. Das Land Vorarlberg gibt sich noch abwartend, die Gewerkschaft kündigt bereits jetzt Widerstand an.
„Jeder muss das für sich abwägen können“, betonte Landeshauptmann Markus Wallner mehrfach, als er auf eine mögliche Impfpflicht angesprochen wurde. In Stein gemeißelt ist die oft zitierte Freiwilligkeit allerdings keineswegs, der Druck, sich immunisieren zu lassen, wird immer größer. Seit gut einer Woche werden im Gesundheitsbereich nur noch Personen eingestellt, die immunisiert sein.
Eine ähnliche Regelung könnte schon bald der Lehrerschaft blühen. Schullandesrätin Barbara Schöbi-Fink gab sich auf „Krone“-Anfrage bezüglich einer Impfpflicht für Pädagogen noch zugeknöpft: „Ich erachte eine Impfung gegen COVID-19 grundsätzlich als sinnvoll und notwendig, wenn wir sichere elementarpädagogische Einrichtungen und Schulen wollen. Ich halte jedoch wenig davon, Menschen zu einer Impfung zwingen zu wollen.“ Stattdessen appelliert sie an das Verantwortungsgefühl der Lehrerinnen und Lehrer.
Impfpflicht über die Hintertüre
Vom Tisch ist eine Impfpflicht für Lehrer damit aber nicht. Laut Schöbi-Fink wird auf Bundesebene eine Umsetzung rechtlich geprüft. Bildungsminister Heinz Faßmann lehnt zwar eine Impfpflicht nur für Lehrer ab, kann sich aber vorstellen, dass eine Regelung für mehrere Berufsgruppen kommt. Schöbi-Fink dazu: „Sinnvoll erscheint uns eine bundesweit einheitliche und abgestimmte Vorgehensweise. Hierzu wollen wir aber die Prüfung des Ministeriums bzw. eine Abstimmung unter den Bundesländern abwarten.“ Es gelte zudem noch einige Fragen zu klären: Was passiert etwa, wenn sich jemand nicht impfen lässt? „Bei einer Impfpflicht müsste man dann Diskussionen über Sanktionen bzw. Anstellungserfordernisse führen. Noch sehe ich dazu aber keinen Anlass.“ Wohl auch aufgrund der hohen Impfbereitschaft, die in Vorarlberg bei rund 80 Prozent liegt.
Aufschrei der Lehrer vorprogrammiert
Die Vorsitzende der Pflichtschullehrergewerkschaft, Alexandra Loser, lehnt eine Impfpflicht indes entschieden ab. „Es braucht in der Lehrerschaft keine Impfpflicht, zumindest nicht in Vorarlberg“, verweist sie auf die hohe Impfquote. Eine Impfpflicht sei zudem immer negativ behaftet. „Ich finde Aufklärung viel sinnvoller.“
Loser fordert, in alle Überlegungen miteinbezogen zu werden. Sollte eine Impfpflicht kommen, erwartet sie einen „Aufschrei der Lehrerschaft“. Wie ein möglicher Protest aussehen könnte, lässt sie aber noch offen: „Da habe ich mir noch kein Szenario überlegt - das möchte ich eigentlich auch noch nicht“. Die Lehrervertreterin befürchtet, dass eine Impfpflicht dem gesamten Berufsstand schaden könnte: „Sollte es eine Impfpflicht nur für Lehrpersonen geben, kann ich mir gut vorstellen, dass einige junge Menschen diesen Beruf nicht ergreifen werden. Die Attraktivität des Lehrerberufs ist ohnehin nicht mehr sonderlich hoch. In Zeiten von Lehrermangel wäre eine Impfpflicht ein Schritt in die falsche Richtung.“
Sollte es eine Impfpflicht nur für Lehrpersonen geben, kann ich mir gut vorstellen, dass einige junge Menschen diesen Beruf nicht ergreifen werden. In Zeiten von Lehrermangel wäre eine Impfpflicht ein Schritt in die falsche Richtung.
Alexandra Loser
Für Beruhigung in der Diskussion könnte sorgen, dass eine Impfpflicht für das anstehende Schuljahr wohl nicht ausgehen wird. Denn für die Umsetzung einer gesetzlichen Grundlage braucht es Zeit. Und die Neuanstellungen laufen ebenfalls bereits.
„Normaler“ Schulstart
Politik wie Lehrervertreter wünschen sich jedenfalls einen möglichst „normalen“ Schulstart im Herbst. „Ich hoffe, das Ministerium und die Bildungsdirektion nutzen die Zeit und verschlafen den Sommer nicht“, kann sich Loser einen Seitenhieb auf die desaströsen Vorkehrungsmaßnahmen im vergangenen Jahr nicht verkneifen. Ebenfalls auf ihrer Wunschliste: eine bessere Abstimmung. „Änderungen müssen frühzeitig mit den Schulen kommuniziert werden und nicht über Pressekonferenzen.“
Schullandesrätin Schöbi-Fink will dem nachkommen. Das Land sei in ständigem Austausch mit dem Ministerium und der Bildungsdirektion, um die Lage zu bewerten. „Ende August werde ich zu einem Elementarpädagogik- und Schulgipfel einladen, um mit allen Systempartnern (Eltern, Pädagogen, Erhalter, Personalvertreter) über die Rahmenbedingungen und Maßnahmen für einen sicheren Start im Herbst diskutieren zu können.“ Bleibt nur zu hoffen, dass im Sinne der Kinder die richtigen Entscheidungen getroffen werden.
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