Festspiele eröffnet

„Freue mich, dass wir vieles wieder machen können“

Salzburg
25.07.2021 15:34

Die Eröffnung der Salzburger Festspiele seien wie das Erwachen aus einem Albtraum. So beschrieb es Landeshauptmann Wilfried Haslauer (ÖVP) in seiner Rede beim Festakt in der Felsenreitschule, wo Bundespräsident Alexander Van der Bellen die Festspiele am Sonntag offiziell eröffnete. Das Staatsoberhaupt machte in seiner humorvollen Rede den Klimaschutz zum großen Thema und zeigte sich erfreut darüber, „dass wir vieles wieder machen können“. Aber nicht nur die Festspiele wurden gefeiert, vor allem Festspielpräsidentin Helga Rabl-Stadler ließ das Publikum mit stehenden Ovationen nach ihren Begrüßungsworten hochleben.

In ihrer Rede erklärte Rabl-Stadler noch einmal ihr vehementes Festhalten an einer Durchführung des Festivals im vergangenen Sommer während der Pandemie: „Wir konnten Corona nicht die Regie übernehmen lassen, das hätten wir vor den Gründervätern der Salzburger Festspiele und ihrem Grundgedanken nicht verantworten können.“ Dafür erhielt sie auch von ihrem Folgeredner, Vizekanzler Werner Kogler (Grüne), regen Zuspruch. Der konnte zumindest eine positive Erkenntnis aus der Pandemie ziehen: die Rückbesinnung auf Demut und Respekt füreinander.

Ursula von der Leyen als Gast von Edstadler und Schallenberg
Im Publikum fanden sich unter den politisch hochrangigen Gästen auch die Präsidentin der Europäischen Kommission, Ursula von der Leyen, die eigentlich zu einem Treffen mit Bundeskanzler Sebastian Kurz angereist war, der sich jedoch krankheitshalber entschuldigen ließ. Vertreten wurde Kurz, der nicht an Corona leidet, wie betont wurde, von Außenminister Alexander Schallenberg und Europaministerin Karoline Edtstadler (alle ÖVP).

„Kunst & Kultur verbinden uns in Europa“
„Herzlich willkommen, Frau Präsidentin“, hieß es in einem Tweet des Außenministers dazu. „Fantastisch, dass wir diese europäische Kulturinstitution von Weltrang heuer wieder persönlich genießen können.“ Auch Edtstadler betonte via Twitter, es freue sie sehr, von der Leyen bei der Eröffnung der Salzburger Festspiele zu begrüßen. „Kunst & Kultur verbinden uns in Europa“, so die Europaministerin.


Festrede mit „humanistischer Utopie“

Hauptteil zwischen den immer wieder von Musik unterbrochenen Festreden durch Ingo Metzmacher und dem Mozarteumorchester, war jedoch die Festrede des ehemaligen deutschen Kulturstaatsministers Julian Nida-Rümelin, der mit seiner „humanistischen Utopie“ die Demokratie als Utopie zu definieren versuchte und zum Nachdenken über die von den Menschen selbst vorangetriebene Zerstörung in Form des Klimawandels, aber auch die Digitalisierung und die New Economy anregte.

Van der Bellen mit höchst humorvoller Ansprache
Von dieser These fühlte sich vor allem Bundespräsident Alexander Van der Bellen herausgefordert, der in seiner höchst humorvollen Rede vor allem die Suche nach der Rückkehr zur Normalität thematisierte. „Ich freue mich, dass wir die Pandemie halbwegs unter Kontrolle haben und wieder vieles, dass wir letztes Jahr nicht - oder nur in Salzburg - tun konnten, wieder machen können.“ Damit spielte Van der Bellen auf die zahlreichen Aufschreie im vergangenen Jahr an, die Salzburger Festspiele erhielten im Gegensatz zum Rest der Kulturbranche Sonderrechte.

Auch das Thema Klimawandel ließ Van der Bellen in seiner Rede nicht unbehandelt. Er bezeichnete sich zwar ausdrücklich als Ökonom, sei aber in seiner Zeit an der Universität Wien schon früh auf das Thema Klimawandel gestoßen. Daraufhin zitierte er Nicholas Stern von der London School of Economics, der bereits 2006 die Klimakrise als „größtes Marktversagen aller Zeiten“ bezeichnete. Das habe sich, so Van der Bellen, 15 Jahre später als „Staatsversagen“ erster Ordnung herausgestellt. Optimistisch stimme ihn in diesen Zeiten allerdings, dass die jüngeren Generationen begriffen hätten, dass es beim Thema Klimawandel um ihre Zukunft ginge und sie mit dieser Erkenntnis auch ihre Eltern und Großeltern auf das Thema sensibilisierten.

Am Montagabend wird Van der Bellen die Premiere der Neuproduktion von Mozarts „Don Giovanni“ besuchen. Daraus zitierte er die Figur des Dieners Leporello, der nach dem Tod Don Giovannis beschließt, einen besseren Herren zu finden. Danach sollten auch wir streben, nur in Form einer besseren Normalität, regte der Bundespräsident an und erklärte die Salzburger Festspiele für eröffnet.

Das Festival war bereits am 17. Juli mit einer beim Publikum umjubelten „Jedermann“-Neuinszenierung in das verlängerte 100-Jahr-Jubiläum gestartet und endet am 31. August.

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