Radlerin Anna Kiesenhofer sorgte mit ihrem Wahnsinnsritt für Österreichs erstes Sommer-Gold seit 17 Jahren. Mit der „Krone“ sprach sie über ihre Erfolgsformel und den Grund für ihr Profi-Ende.
Erschöpft, aber glücklich kam Anna Kiesenhofer, die Österreichs erstes Gold seit 6175 Tagen - als 2004 Roman Hagara und Hans-Peter Steinacher siegten - holte, gestern spätabends zurück ins olympische Dorf. Die „Krone“ gratulierte ihr dort.
Anna, herzlichen Glückwunsch zu diesem unglaublichen Erfolg, wie fühlt es sich an, Olympiasiegerin zu sein?
Es ist unglaublich. Ein Mega-Erfolg, eine Belohnung für das ganze harte Training. Jetzt ist ganz egal, was noch folgt.
Du bist Mathematikerin, hast du mit dem Sieg heute gerechnet?
Nein, wirklich gar nicht. Ich habe viel ausgetüftelt für das Rennen, aber das war nicht zu erwarten.
Was war die Siegesformel?
Da hat alles gepasst. Der Mut zu attackieren, das Glück, dass die anderen zögerten und mich fahren ließen, meine Krafteinteilung und Kondition, die ich dank dem harten Training hatte. Der Kurs war auch auf meine Stärken ausgelegt.
Den hat mit Thomas Rohregger auch ein Österreicher mit entworfen, war das abgesprochen?
(lacht) Nein, gar nicht.
Warum lag er dir so gut?
Mein großer Vorteil war sicher, dass ich unbekannt war, weil ich keine World-Tour-Rennen fahre. Da haben mich die großen Teams unterschätzt, gedacht, die ist schlecht, geht eh sicherlich bald ein. Man muss es natürlich auch bringen, aber als Favoritin hätten sie mich nicht fahren lassen.
Warum fährst du eigentlich keine Profirennen?
So um 2016 bin ich schon einige Rennen gefahren, habe damals sogar auch am Mont Ventoux gewonnen. Aber ich bin ein Einzelkämpfer, mag auch keine Kommandos von oben und fahr nicht gerne im Feld. Das verträgt sich nicht.
Du hast dir das Rennen perfekt eingeteilt, wie half dir die Mathematik dabei?
Ich hab Programme, mit denen ich sagen kann, wie lange ich für Streckenabschnitte brauche. Ich weiß, wie viel ich bis zur nächsten Verpflegung brauche und wie viel Watt ich pro Stunde bringen kann. Das passte. Weil im Ziel war ich völlig zerstört. Und das war der Plan. Aber dass es Gold wurde, ist irre.
Du lebst seit einigen Jahren in Lausanne in der Schweiz, warum?
Wegen meines Freundes Olivier. Ihm, meiner Mutter und meinen Geschwistern verdanke ich viel.
Kronen Zeitung
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