Ein Video sorgt 2019 für den spektakulärsten Politskandal der Zweiten Republik. Der Drahtzieher sitzt seit Monaten in U-Haft, hat auch im U-Ausschuss Bemerkenswertes gesagt. Im September muss er sich vor Gericht verantworten. Es ist filmreifer Stoff: Es geht um Kokainhandel, Drohungen - und die Hintermänner.
Julian Hessenthaler alias Alexander Surkov. Geboren 1980 in Wien unter einem wieder anderen Namen. Der Sicherheitsexperte mit angeblichen Geheimdienstkontakten bis Russland hat die Nation beeinflusst. Was für ein Stoff. Apropos. Am 8. September wird in St. Pölten Julian Hessenthaler der Prozess gemacht.
Nach Suchtmittelgesetz angeklagt
Der Produzent des Ibiza-Videos wird nach dem Suchtmittelgesetz angeklagt. 1,5 Kilo Kokain soll er weitergegeben haben. Drei Zeugen behaupten das, obwohl einer dies erst im sechsten Anlauf tat. Davor hatte er bestritten, von Hessenthaler Koks bezogen zu haben. Der Beschuldigte bestreitet ohnehin. Man wolle ihn fertigmachen.
Festnahme in Deutschland
Er selbst habe aus „politischen Motiven gehandelt“, weil er einen Groll gegen Rechtspopulisten wie Strache und seine FPÖ hege, wie er auch vor dem Ibiza-Ausschuss betonte. Für Ankläger und Ermittler ist dies wenig glaubwürdig. Hessenthaler wurde in Deutschland festgenommen, wollte seine Auslieferung verhindern, da ihn in Österreich „kein fairer Prozess“ erwarten würde.
Dass das Video veröffentlicht wurde, war clever. Sonst hätte es nicht die Öffentlichkeit gegeben.
Anwalt Oliver Scherbaum
Interessante Geldflüsse und spezielle Verkäufe
Anwalt Oliver Scherbaum hat normalerweise mit Wirtschaftsangelegenheiten zu tun. „Dieser Fall aber ist wie ein Roadmovie.“ Scherbaum, der Drohungen erhält, weil er Hessenthaler verteidigt, sieht seinen Mandanten als Figur einer Intrige. „Dass das Video veröffentlicht wurde, war clever. Sonst hätte es nicht die Öffentlichkeit gegeben.“ Jene, die Hessenthaler nun belasten, hätten von Hintermännern viel Geld erhalten.
Speziell sind jedenfalls Zeugenaussagen zum gelieferten Stoff. In der Anklageschrift ist die Rede von zumindest 70 Prozent in einer insgesamt das 25-fache der Grenzmenge übersteigenden Menge durch gewinnbringenden Verkauf von einem Grammpreis von 40 Euro. Ein Zeuge spricht gar von 80 bis 90 Prozent Reinheitsgehalt. Experten schütteln über den Verkaufspreis den Kopf. Er müsse mindestens doppelt so hoch sein.
Prozess im Schatten des Ibiza-Videos
Der Prozess wird zum Ereignis. Es geht auch um Hintergründe des Videos. Vielleicht wird auch der auf Ibiza gefallene blaue Stern Heinz-Christian Strache Zeuge sein. Angeklagt und beschuldigt ist er schon in nahe liegenden Causen. Es gibt aktuell ein entlastendes Gutachten. Es gilt die Unschuldsvermutung.
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