Matthias (5) und Johannes (2) erstickten auf einem Bauernhof in Oberösterreich, weil ein Notstromaggregat falsch bedient wurde. Pro Jahr gibt es in Österreich 250 Menschen, die eine Vergiftung mit Kohlenmonoxid erleiden - die Wartung von Gasthermen kann Leben retten. Dazu bedarf es der Kontrolle von Rauchfangkehrer und Installateur - besonders im Sommer kommt es oftmals zu Unfällen.
Am örtlichen Friedhof im Gemeindezentrum von Lasberg (OÖ) versammelt sich eine Kindergartengruppe: Sie kommt gerade aus der Kirche, in der sie für ihren verstorbenen Freund Matthias (5) gebetet und gesungen hat. „Ich habe schon seinen Vater im Kindergarten betreut“, erzählt eine bestürzte Helferin beim „Krone“-Lokalaugenschein. Nach den Ferien wäre der Kleine in die Volksschule gekommen. Doch das Schicksal meinte es anders.
Das Geschehene muss erst verarbeitet werden
Die betroffene Familie T. rückt jetzt besonders stark zusammen. Auf der Terrasse des kleinen und abgelegenen Bauernhofs haben sie sich versammelt, versuchen das Geschehene zu verarbeiten. Vor einigen Jahren haben die Jungeltern den ehemaligen Stall als Wohngebäude eingerichtet. Haben sich eine Existenz aufgebaut. „Es ist eine bescheidene und fleißige Familie“, erklärt Josef Brandstätter, Bürgermeister und Freund der Familie.
Die Familie pflegte ein sehr gutes Familienleben, das konnte ich persönlich bei Besuchen erleben. Wir sind alle extrem betroffen.
Josef Brandstätter, Bürgermeister Lasberg
Fataler Fehler
Nur ein Absperrband erinnert vor Ort an den Großeinsatz am Montagmittag. Weil durch die Unwetter der vergangenen Tage der Bauernhof ohne Strom war, schaltete Papa Christian T. ein Notstromaggregat im Nebenraum der Garage ein, bevor er in die Arbeit ging. Ein Nachbar betankte gegen 8 Uhr das Gerät, doch beide vergaßen, ein Fenster für die Lüftung zu öffnen. Als Mama Stefanie mit den Söhnen Matthias und Johannes (2) nachschauen ging, wurden alle drei durch das giftige Gas sofort bewusstlos.
Vater wird psychologisch betreut
In einer Spezialklinik in Graz verloren die Ärzte noch am Montagabend den Kampf um das Leben der beiden Buben. Die Mutter wurde in eine Druckkammer nach Regensburg (D) geflogen. Sie dürfte nach wie vor um ihr Leben kämpfen.
Für den Vater, der im Spital psychologisch betreut wird, war es schon der zweite schwere Schicksalsschlag - sein Vater starb, als er noch ein kleines Kind war.
Staatsanwaltschaft hat Aggregat sichergestellt
Mittlerweile hat die Staatsanwaltschaft Linz ihre Arbeit aufgenommen. „Das Aggregat wurde sichergestellt. Noch gibt es keine konkreten Beschuldigten“, erklärt Sprecher Philip Christl. Ermittlungen wegen fahrlässiger Tötung stehen im Raum.
Wartung von Thermen kann Leben retten
Rauchfangkehrer gelten in Österreich als Glücksbringer und können berufsbedingt auch zu Lebensrettern werden - wenn es etwa um die Wartung rund um CO-Thermen in Haushalten geht. 250 Menschen erleiden in Österreich laut dem Kuratorium für Verkehrssicherheit (KfV) im Schnitt pro Jahr eine CO-Vergiftung.
„Es gilt, mindestens einmal im Jahr eine Luftzahlmessung durchzuführen, um unter schlechtesten Bedingungen zu begutachten, wie viel Verbrennungsluft im Raum für die Therme zur Verfügung steht“, betont Christian Leiner, Wiener Rauchfangkehrer-Innungsmeister.
Vorsicht - vor allem im Sommer
Zudem ist es nötig, dass ein Installateur die Thermen mindestens einmal im Jahr unter die Lupe nimmt. In mehr als einer halben Million Wohnungen und Häusern bei uns sind Thermen installiert. Denn bei nicht gewarteten oder in Eigenregie angeschlossenen Geräten lauert die Gefahr von Vergiftungen durch das Kohlenmonoxid. Das farb- und geruchlose Gas kann zum Tod führen.
Vorsicht - vor allem im Sommer - bei der Installierung mobiler Klimageräten: Auch hier gilt es, mit Fachpersonal Rücksprache zu halten. Zur Warnung vor Kohlenmonoxid gibt es CO-Melder. Diese senden ein akustisches Warnsignal aus, sobald die CO-Konzentration einen erhöhten Wert erreicht.
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