Schnell NVMe-SSD

Gaming-Turbo im PC? WD Black SN750 am Prüfstand

Elektronik
05.09.2021 06:00

Die PlayStation 5 hat eine, die Xbox Series X auch. Und im PC haben viele auch schon eine: Über die flotte PCI-Express-Schnittstelle angebundene NVMe-SSD-Speichermedien im Steckkartenformat M.2 schaufeln Daten schnell wie nie in Prozessor und Arbeitsspeicher und sind nicht umsonst als Ladezeiten-Killer populär. Aber wie viel bringen sie wirklich?

Wer sich eine SSD für die PCI-Express-Schnittstelle (PCIe) zulegt, sollte vorher prüfen, welche Version das Motherboard in seinem Rechner unterstützt. Das ganz neue PCIe 4.0 ermöglicht sieben bis acht Gigabyte Datendurchsatz pro Sekunde, beim verbreiteteren PCIe 3.0 ist es eher die Hälfte. Die PS5 etwa setzt schon auf das neue PCIe 4.0 und schafft 5,5 Gigabyte pro Sekunde. Schnelle PC-SSDs wie die WD Black SN850 schaffen sogar sieben Gigabyte pro Sekunde.

M.2-SSDs im Steckkartenformat sind angenehm platzsparend. (Bild: Western Digital)
M.2-SSDs im Steckkartenformat sind angenehm platzsparend.

PCIe 4.0 nur bei neuesten Hauptplatinen
Dafür braucht es allerdings ein topmodernes Mainboard (ab AMD B550, Intel H510), das in unserem Test-PC mit dem Chipsatz AMD B350 nicht bereitstand. Die folgenden Beobachtungen wurden daher mit einer nicht mehr ganz taufrischen SN750 gemacht: Der Nachfolger hätte am Test-Mainboard ohnedies nur halbes Tempo geliefert. Und der Geschwindigkeitsgewinn ist auch mit PCIe 3.0 beachtlich, wie wir festgestellt haben.

Zum Vergleich: In den meisten gängigen PCs steckt heute eine über den alten SATA-Standard angebundene SSD als Systemspeicher. Hier sind Lesezeiten von rund 500 Megabyte pro Sekunde drin, konventionelle Festplatten schaufeln bei einer Drehzahl von 7200 Umdrehungen pro Minute in der Sekunde um die 120 Megabyte in den Arbeitsspeicher. Eine SATA-SSD ist also schon erheblich schneller als eine klassische Festplatte, eine NVMe-SSD wiederum ganz massiv schneller als diese Lösung. Beim Gaming müsste man also auch massive Ladezeitenverkürzungen feststellen - oder?

Ladezeiten spürbar kürzer, aber nicht weg
Wir haben es auf einem Testsystem ausprobiert und eine Handvoll aktueller Spiele einmal von der schnellen SN750 über PCI-Express gestartet, die Spiele anschließend auf eine konventionelle Festplatte vom gleichen Hersteller mit Drehzahl 7200 verschoben und noch einmal von dieser geladen. Die Unterschiede in der Ladezeit waren beachtlich, aber nicht am theoretisch möglichen Niveau. Soll heißen: Die Ladezeit wird nicht um den Faktor 30 verkürzt, sondern eher halbiert.

Die Verbesserung ist abhängig davon, was gespielt wird: Bei „Red Dead Redemption 2“ verkürzte die SSD die Ladezeit um gut ein Drittel, bei „The Outer Worlds“ wurde sie sogar mehr als halbiert. Bei „Death Stranding“ betrug der Zeitgewinn nur rund 25 Prozent.

Der Unterschied dürfte im Code liegen, Spiele-Engines gehen ganz unterschiedlich mit den verfügbaren System-Ressourcen um. Dass das eigene Lieblingsspiel von einer Hochleistungs-SSD stärker profitiert als von einer SATA-SSD, die auch schon deutliche Ladezeitreduktionen mit sich bringt, ist also nicht in Stein gemeißelt.

Klarer Boost bei Boot und Programmstarts
Das heißt freilich nicht, dass die schnelle NVMe-SSD nichts bringt: Sie überflügelt letztlich sowohl SATA-SSDs als auch konventionelle Festplatten. Und sie ist praktisch in der Handhabung, braucht im System kaum Platz und fristet ein unscheinbares Leben direkt am Mainboard. Auch in Laptops kann so eine kleine Steckkarten-SSD eine willkommene und äußerst flotte Speichererweiterung sein.

Eine NVMe-SSD findet oft direkt unter der Grafikkarte Platz. (Bild: Western Digital)
Eine NVMe-SSD findet oft direkt unter der Grafikkarte Platz.

Die generelle System-Performance profitiert ebenfalls vom schnellen Flash-Speicher: Bootzeiten und Programmstarts sind spürbar kürzer als bei einer SATA-SSD und stehen in keinem Vergleich zum lahmen Hochfahren mit einer konventionellen Festplatte. Hier sind gegenüber dem Magnet-Datenträger noch deutlicher fühlbare Geschwindigkeitsvorteile als bei Spiele-Ladezeiten drin.

Fazit: Der Steckkarten-Formfaktor kostet mit 120 Euro für ein Terabyte kaum mehr als eine SATA-SSD, die Geschwindigkeitszugewinne gegenüber Festplatten sind enorm. Beim Spielen hängt es vom Entwickler ab, ob die Vorteile genutzt werden: Hier sollte man nachforschen, in welchem Ausmaß das Lieblingsspiel von einer NVMe-SSD profitiert. Im Test schaffte die SN750 bei manchen Titeln mehr als 50 Prozent Ladezeitreduktion - durchaus stark spürbar. Als Archiv muss sie sich derweil einer Festplatte um 25 Euro pro Terabyte geschlagen geben: Für ein Spiel, das nur selten gestartet wird und kaum profitiert, würden wir nicht auf den Hochleistungsspeicher zurückgreifen.

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