In einem Schreiben an die Mitglieder jener Stimmrechtsgruppe, der neben Österreich auch Estland, Finnland, Lettland, Litauen und Schweden angehören, verweist Pröll auf die langjährige Erfahrung Molterers als Landwirtschafts- und Umweltminister sowie als Finanzminister.
In allen Funktionen habe Molterer weitreichende Reformen initiiert und umgesetzt, so Pröll am Dienstag in einer Aussendung. Molterer sei am Höhepunkt der Finanzmarktkrise 2008 als damaliger Finanzminister auch für die rasche und effektive Umsetzung der Finanzmarktstabilisierung verantwortlich gewesen.
"Mit Wilhelm Molterer nominiert Österreich einen politisch erfahrenen und überaus kompetenten Kandidaten für dieses wichtige Amt. Ich bin zuversichtlich, in unserer Stimmrechtsgruppe und in weiterer Folge im Gouverneursrat der EIB eine positive Entscheidung für Molterer erreichen zu können", so Pröll weiter.
Molterer würde sich 20.000-Euro-Aufgabe "gerne stellen"
Das Amt eines EIB-Vizepräsidenten sei für ihn eine herausfordernde Aufgabe, "der ich mich gerne stellen werde", bedankte sich der ÖVP-Abgeordnete und nebenberufliche Unternehmensberater Molterer für die Pröll'schen Lorbeeren. Sein Nationalratsmandat müsste Molterer beim Jobwechsel nach Luxemburg, dem Sitz der EIB, aufgeben. Auch seine unternehmerische Tätigkeit würde er beenden, so Molterer.
Die Entscheidung dürfte für den ehemaligen ÖVP-Chef keine schwere Aufgabe darstellen, zumal er als EIB-Vizepräsident – im "Board of Directors" der Europäischen Investitionsbank gibt es einen Präsidenten und acht Vizes – das Gehalt eines EU-Kommissars verdienen würde, wie ein Sprecher der EIB auf krone.at-Anfrage mitteilte. Mit den derzeit 19.909,89 Euro Monatssalär läge er nur rund 500 Euro unter dem Gehalt von Bundeskanzler Werner Faymann und knapp 3.000 Euro über Vizekanzler Pröll. Dieser müsste dann übrigens alljährlich die Vergütung für Molterer und seine Direktoriums-Kollegen festlegen. Als Finanzminister sitzt Pröll im "Board Of Governors" der EIB – ohne Gehaltszulage, freilich.
Die "Bank der EU"
Die EIB wurde 1958 als Bank für langfristige Finanzierungen der Europäischen Union errichtet und gewährt dem öffentlichen und privaten Sektor Darlehen zur Finanzierung von Projekten, die im europäischen Interesse liegen, wie die Unterstützung kleiner und mittlerer Unternehmen, Umweltschutzmaßnahmen, Forschung, Entwicklung und Innovation, Verkehr und Energie.
Ihr Tätigkeitsbereich umfasst die EU und weitere 140 Länder weltweit, mit denen die EU Kooperationsabkommen hat. Zuletzt 2009 hat die EIB ihr Finanzierungsvolumen auf 79 Milliarden Euro erhöht.
Mit dem derzeitigen Gouverneur der Österreichischen Nationalbank, Universitätsprofessor Ewald Nowotny, bekleidete übrigens bereits einmal ein Österreicher - von 1999 bis 2003 - das Amt eines EIB- Vizepräsidenten. Der Sozialwirtschafts-Magister Molterer würde nach erfolgreicher Wahl das Amt mit dem 1. Juli 2011 antreten und es bis inklusive 31. August 2015 innehaben.
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