Präsident umgebracht

Moises Witwe: „Die Mörder dachten, ich bin tot“

Ausland
31.07.2021 08:05

In ihrem ersten Interview nach der Ermordung ihres Ehemanns hat die haitianische Präsidentenwitwe Martine Moise geschildert, wie sie schwer verletzt den Anschlag in ihrem Haus überlebte. Die Mörder „dachten, ich sei tot“, sagte Moise der „New York Times“ am Freitag. Sie sei blutend dagelegen, ihr Mann tot oder sterbend im selben Raum. Weil ihr Mund voller Blut gewesen sei, habe sie das Gefühl gehabt, zu ersticken.

Am 7. Juli war ein Mordkommando in das Präsidentenhaus in der Hauptstadt Port-au-Prince eingedrungen und hatte das Staatsoberhaupt Jovenel Moise erschossen. Martine Moise überlebte schwer verletzt und wurde zur Notfallbehandlung in die USA gebracht.

Martine Moise und ihr getöteter Ehemann Jovenel Moise (Bild: AFP)
Martine Moise und ihr getöteter Ehemann Jovenel Moise

Im Schlaf überrascht
Sie und ihr Mann hätten geschlafen, als sie durch Schüsse geweckt wurden, sagte die Präsidentenwitwe nun der „New York Times“. Ihr Mann habe den Sicherheitsdienst angerufen, doch dann seien schon die ersten Schüsse im Schlafzimmer gefallen. Sie sei an der Hand und am Ellbogen getroffen worden und daraufhin am Boden liegen geblieben.

Martine Moise und ihre Tochter (Bild: AFP)
Martine Moise und ihre Tochter

Laut der Witwe hatten die Angreifer nach den Schüssen auf sie und ihren Mann noch das Haus durchsucht und waren offenbar auch fündig geworden. Sie wisse nicht, was die Mörder mitgenommen hätten, aber dass es aus einem Regal stammte, in dem ihr Mann seine Akten aufbewahrte. Die Mörder sprachen demnach nur Spanisch und kommunizierten während des Angriffs per Telefon mit jemandem.

20 kolumbianische Söldner und Sicherheitschef verhaftet
Die haitianische Polizei nahm später neben etwa 20 kolumbianischen Söldnern auch Moises Sicherheitschef fest. Die Ermittler gehen davon aus, dass der Angriff von einer Gruppe von Haitianern mit ausländischen Verbindungen organisiert wurde.

Das Sicherheitsteam des Präsidenten geriet ebenfalls ins Visier der Ermittler. Keiner der für den Schutz des Präsidenten zuständigen Wachleute wurde getötet oder auch nur verwundet.

Martine Moise bei der Trauerfeier (Bild: AP)
Martine Moise bei der Trauerfeier

„Habe keine Angst vor den Mördern“
Für die Präsidentenwitwe sind die derzeit in den Ermittlungen genannten Verdächtigen lediglich Vollstrecker. „Nur die Oligarchen und das System können ihn getötet haben“, sagte sie der „New York Times“.

Sie habe keine Angst vor den Mördern ihres Mannes, sagte sie weiter. Tatsächlich erwäge sie nun, selbst für die Präsidentschaft zu kandidieren, sobald sie wieder gesund sei. „Ich möchte, dass die Mörder gefasst werden, sonst werden sie jeden einzelnen Präsidenten töten, der an die Macht kommt“, sagte sie. „Sie haben es einmal getan. Sie werden es wieder tun.“

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