Acht Jahre lang soll der Programmierer Dennis Montgomery behauptet haben, seine Software könne Terroristen enttarnen, berichtet die "New York Times". Sie könne versteckte Botschaften von ebendiesen erkennen und entschlüsseln, die sich in Beiträgen des arabischen TV-Senders Al-Jazeera verstecken, so seine Behauptung.
In Wahrheit jedoch soll es sich um einen großen Schwindel gehandelt haben, wie auch Montgomerys ehemaliger Anwalt Michael Flynn betont: Sein ehemaliger Klient sei ein Hochstapler. Nun versuche die US-Regierung, die Fakten unter den Teppich zu kehren, um einer öffentlichen Blamage zu entgehen. Das US-Justizministerium hingegen behauptet, es gehe lediglich um den Schutz von Staatsgeheimnissen.
Französische Behörden deckten Blamage auf
Fest steht, dass die US-Regierung unter George Bush sich an Montgomery wandte, der angeblich mehrmals Terrorbotschaften aus TV-Sendungen filterte. Aufgrund seiner vermeintlichen Erkenntnisse ließ George Bush zum Beispiel im Dezember 2003 mehrere Auslandsflüge streichen. Französische Behörden wurden schon damals misstrauisch und recherchierten über die angebliche Antiterror-Waffe - und waren schon bald überzeugt, es handle sich um Betrug. Erst als diese Erkenntnisse der US-Regierung vorgelegt wurden, schwante auch dieser Böses, und Montgomerys Dienste wurden nicht länger in Anspruch genommen. Dennoch musste sich niemand für die Vorkommnisse verantworten, im Gegenteil - die zuständigen CIA-Mitarbeiter sollen sogar noch befördert worden sein.
Peinliches Versagen an allen Ecken und Enden
Nicht minder peinlich ist, dass 2003 offenbar auch die CIA den Braten gerochen hat, das Wissen um den Hochstapler aber nicht an die Verantwortlichen weitergab, die den Vertrag mit Montgomerys Firma geschlossen hatten. Als sich 2006 ein Mitarbeiter des Betrügers beim FBI meldete und behauptete, sein Chef habe Daten gestohlen, wurde Montgomerys Haus durchsucht. Doch auch dieser Ansatz scheiterte, nachdem ein Richter entschied, die Hausdurchsuchung des FBI sei unzulässig gewesen. Offenbar hat auch das nicht ausgereicht, denn 2009 konnte Montgomery einen weiteren Coup verbuchen, als er mit der Air Force einen Vertrag abschloss, auch wenn es zu diesem Zeitpunkt bereits mehrere Zweifler an seiner Methode gab.
Regierung will Geld zurück, doch Prozess vermeiden
Dass der Mann - offenbar gemeinsam mit Helfern - insgesamt satte 20 Millionen US-Dollar ergaunert hat, hatte für ihn bisher kein Nachspiel. Anscheinend zogen es die Verantwortlichen vor, kein Wort mehr über die peinliche Affäre zu verlieren. Die Behörden sollen inzwischen zwar einen Teil der gezahlten Summe zurückgefordert haben, vor Gericht verantworten musste sich Montgomery aber bisher nicht.
Kommentare
Da dieser Artikel älter als 18 Monate ist, ist zum jetzigen Zeitpunkt kein Kommentieren mehr möglich.
Wir laden Sie ein, bei einer aktuelleren themenrelevanten Story mitzudiskutieren: Themenübersicht.
Bei Fragen können Sie sich gern an das Community-Team per Mail an forum@krone.at wenden.