Nachtkritik

Wagnertuben und mystische Tremoli

Salzburg
02.08.2021 01:03

Die Wiener Philharmoniker ließen Sonntagabend im Festspielhaus unter der Leitung von Christian Thielemann die siebte Bruckner Symphonie erklingen. Mezzosporanistin Elīna Garanča brillierte.

Elīna Garanča, die erfolgreiche und weltweit gefragte Mezzosporanistin, die ihren internationalen Durchbruch just bei den Festspielen 2003 feierte, gab im ersten Teil des Konzerts die „Fünf Lieder nach Gedichten von Friedrich Rückert“, instrumentiert von Gustav Mahler, zum Besten. Von „Ich atmet´ einen linden Duft“ über das einzig echte Liebeslied Mahlers, „Liebst Du um Schönheit“,  bis hin zu „Ich bin der Welt abhanden gekommen“: die 44-Jährige zog das Publikum mit ihrer Stimme in den Bann. Der Applaus fiel im Gegensatz zum zweiten Part aber doch eher verhalten aus. Lag vielleicht daran, dass es somit bereits nach einer knappen halben Stunde eine Pause gab.  

Bruckners Siebente
Nach der Pause stand das Konzert ganz im Zeichen Anton Bruckners. Die „Wiener“ unter Christian Thielemann präsentierten die siebte Symphonie in E-Dur. Den Anfang, die mystisch einleitenden Tremoli der Streicher, den der selbsternannte Bruckner-Experte Sergiu Celibidache als einen der schwierigsten Anfänge überhaupt bezeichnet, meisterten sie in bravouröser Manier. Das „Allegro moderato“ endete mit einem der längsten Paukenwirbel der Musikliteratur. Im zweiten Satz, dem „Adagio“, waren zum ersten Mal überhaupt in einem Werk Bruckners, die Wagnertuben zu hören. Es ist als Trauermusik zu verstehen, als Andenken an den Tod Richard Wagners.

Ganz anders das „Scherzo“, ein Kontrast zu den vorherigen beiden Sätzen. Waren diese noch eher Bruckner-typisch ruhig, so war dieses allein vom Tempo sehr schnell, hatte durch die Trompeten und das Streicher-Ostinato einen bedrohlichen, ja dämonenhaften Klang. „Bewegt, doch nicht schnell“ und vor allem voll Glanz endete die Symphonie, die Ende 1894 in Leipzig uraufgeführt wurde. 

Fazit: Eine Symphonie, die man einfach auf sich wirken lassen sollte. Facettenreich, zum Teil auch ein Wechselbad der Gefühle. Das in Heerscharen erschienene Publikum war sehr angetan, feierte die „Wiener“ und deren Leiter. Christian Thielemann, dem die Freude beim Dirigieren anzusehen war, konnte vom Applaus der Menge kaum genug bekommen, kam insgesamt fünf Mal zurück auf die Bühne. Völlig zu Recht. 

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