Fake News verbreitet

Impf-Hetze in Brief: Pfarrer unter Beobachtung

Kärnten
02.08.2021 13:06

„Man wird euch vielleicht sogar die Erziehungsberechtigung entziehen, wenn ihr eure Kinder nicht impfen lässt“ - völlig aus der Luft gegriffene Aussagen wie diese verbreitete kürzlich ein Kärntner Pfarrer im Pfarrblatt seiner Gemeinde. Bei der Diözese Gurk-Klagenfurt ist man entsetzt. Als erste Reaktion wurde Pfarrer Eugeniusz Subosz de facto unter Kuratel gestellt.

Schon im Titel des vom Pfarrer der Gemeinde Preitenegg verfassten Briefes ist von „Impfverbrechern“ die Rede, die sich über die Kinder hermachen würden. Im Text heißt es unter anderem: „Jetzt machen sich die Impfverbrecher schon über unsere Kinder her, die weder selbst gefährdet sind noch eine Gefahr für andere darstellen.“ 

Zitat Icon

Jetzt machen sich die Impfverbrecher schon über unsere Kinder her, die weder selbst gefährdet sind noch eine Gefahr für andere darstellen.

Ein Zitat aus dem Pfarrblatt

Die Rede ist von einer „impfwütigen Verbrecherbande“, der man entschlossen entgegentreten müsse. Die Europäische Arzneimittelagentur (EMA) wird zitiert, wonach angeblich „in nur sechs Monaten alleine 12.000 Impfgetötete und 800.000 Impfgeschädigte“ registriert worden seien.

Die Kirche Preitenegg (Bild: Sarah Straßnig/Kath. Kirche Kärnten)
Die Kirche Preitenegg

In dieser Tonart geht es dann weiter, so heißt es etwa: „Will die Pharma-Industrie und ihre abhängige Wissenschaft neue embryonale Missbildungen sehen oder soll einfach durch Fehlgeburten und Unfruchtbarmachung der Genozid vorangetrieben werden?“ 

Umstrittenen Text selbst abgeschrieben?
Subosz selbst sagte Medienberichten zufolge, er habe den Text aus dem „Neuen Groschenblatt“ abgeschrieben. Das Blatt wird vom Verein „Freunde und Herausgeber des Neuen Groschenblattes“ herausgegeben. Vereinsobmann ist Johann Wilde, der auch Obmann des Vereins „Bewegung für Menschenrecht auf Leben - Plattform Ärzte für das Leben“ ist. Das „Neue Groschenblatt“ ist in klerikal-konservativen Kreisen durchaus beliebt.

Die Folgen für den Preitenegger Pfarrprovisor: Er muss ab sofort jede Publikation dem Generalvikariat vorlegen. Generalvikar Johann Sedlmaier hat ein persönliches Schreiben an Subocz gerichtet, in dem es heißt, dass „Veröffentlichungen in den pfarrlichen Medien wie Pfarrblatt und Website vorab mit dem Generalvikariat abzustimmen sind“. 

Keine seriöse Überprüfung der Thesen
Der Generalvikar wies auch darauf hin, „dass eine Pfarre vollinhaltlich für ihr Pfarrblatt verantwortlich ist, und zwar auch dann, wenn aus externen Quellen zitiert wird“. Es zähle, so der Generalvikar in einer Stellungnahme, überdies nicht zu den Aufgaben eines Pfarrblattes, „einseitige Informationen über eine Pandemie zu verbreiten, die selbst von Experten und in der Öffentlichkeit kontrovers diskutiert werden“. Die Thesen würden keiner seriösen wissenschaftlichen Überprüfung standhalten. 

Mit 1. November geht Subocz übrigens in Pension, dies sei schon seit Längerem vereinbart worden, so der Generalvikar.

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