Festwochen Gmunden
Peymann, Brandauer und Beil im Salzkammergut
Bei den Salzkammergut Festwochen nimmt Thomas Bernhard (1931-1989) einen ganz besonderen Stellenwert ein. Es gelang, seine künstlerischen Weggefährten nach Gmunden oder ins Bernhard-Haus in Ohlsdorf zu holen. Man verschließt sich aber auch nicht dem jungen Bühnennachwuchs.
Schonungslos und wahrhaftig
Hermann Beil, jahrzehntelanger Begleiter des Theatermachers Claus Peymann, rezitiert Bernhard ganz musikalisch. Er blättert das Buch „Wittgensteins Neffe“ auf, das ihn in der „schonungslosen Wahrhaftigkeit gegen sich selbst“ so fasziniert - siehe Interview unten. Die Lesung findet heute in der Pfarrkirche Altmünster statt (19.30 Uhr).
Premiere für Minetti
Edith Clever, derzeit als „Tod“ im Salzburger „Jedermann“ auf der Bühne, deutet mit „In Hora mortis“ auf die lyrischen Seiten des Autors. Sie wird von Cellistin Julia Hagen begleitet (4. 8., Ohlsdorf). Burgtheatergröße Martin Schwab widmet sich dem „Untergeher“ (10. 8., Ohlsdorf). An eine Lesungspremiere wagt sich Klaus Maria Brandauer, er präsentiert sich erstmals als „Minetti“, als ein gescheiterter Theaterschauspieler mit bitterem Ende (13. 8., Toscana Kongress). Claus Peymann blättert „Holzfällen“ auf, um mit der bürgerlichen Gesellschaft abzurechnen (15. 8., Stadttheater Gmunden). Infos www.festwochen-gmunden.at
Hermann Beil ist ein „Alter Meister“ der Rezitation und kannte Bernhard. Über den Autor, der oft genug mit der Gesellschaft abrechnete, lässt er kein schlechtes Wort kommen.
„Krone“: Was ist Ihre eindrücklichste Erinnerung an Bernhard?
Hermann Beil: Wie Thomas Bernhard auf einer Wiese bei Ohlsdorf sehr freundlich mit einer Bäuerin gesprochen hat.
Wann müssen Sie immer wieder an ihn denken?
Ich denke immer an Musik und Dichtung, so denke ich oft im täglichen Leben auch an Bernhard.
Warum ist es wichtig, dass diese Literatur weiter lebt?
Thomas Bernhards Mut, den eigenen Weg zu gehen, ist beispielhaft. Ich schätze sein Werk so sehr, dass die Schwächen in seiner Dichtung nicht zählen. Ich kenne sie nicht.
Woher nehmen Sie Ihre Energie für die Lesungen?
Die Energie entsteht aus der Sprache und aus der Spannung mit dem Publikum. Das ist immer neu!
Bernhard wagte es, der Politik seine Meinung zu sagen. Brauchen wir nicht heute wieder dringend so einen mutigen Künstler?
Natürlich wäre ein Autor notwendig, um unseren Zustand gegen alle Welt und ohne Rücksicht zu benennen. Das kann befreiend sein.
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