Am Sonntagabend tauchte plötzlich ein Twitter-Account im Netz auf, den laut eigenen Angaben ein Häftling aus der Justizanstalt Wien-Josefstadt befüllen soll. Mittlerweile wurde das Konto wieder gelöscht, davor gab der angebliche Insasse aber einige Einblicke in den Gefängnisalltag.
Er befinde sich seit „ein paar Monaten“ in U-Haft „aber nicht wegen Drogen oder Gewalt“, wie er betont. Nähere Details verrät der Häftling nicht, nur dass er „kein Ibiza-Verdächtiger sei“. Unter dem Accountnamen „Inside JA Josefstadt“ gibt er Einblick in den Gefängnisalltag - und der ist doch deutlich trister als sich so mancher denken würde. So ist es den Häftlingen etwa nur zweimal pro Woche erlaubt, zu duschen. Auch Hofgänge sind nicht immer möglich.
„Zelle war insgesamt drei Minuten offen“
„Sonntag (auch Sa. und Fr.) in der JA Josefstadt: 6 Uhr lebend Kontrolle, 7:15 Uhr Frühstück und Abendessenausgabe (1/4 Brot Marmelade+Käse für Abend). Hofgang entfällt wegen Regen. 10:15 Uhr: Mittagessen. Zelle war insgesamt ca. 3 Minuten offen. Kein Duschen/Telefonieren möglich“, schildert der Häftling seinen Tagesablauf. Namen oder persönliche Details nennt er nicht, um nicht erwischt zu werden.
„An Handy zu kommen ist nicht schwer“
Denn hinter Gittern sind Handys eigentlich tabu, aber an ein Handy zu kommen sei „eigentlich nicht schwer“. Entweder werde dies von einem Gefangenen zum nächsten weitergegeben oder hineingeschmuggelt. Wer damit erwischt wird, dem drohen Konsequenzen bei Bewährungsverhandlungen und eine Ordnungsstrafe. „Da meine Strafe aber sowieso nicht hoch ausfallen wird, macht mir das nichts und ich habe lieber ein paar Wochen ein Handy und gehe das Risiko ein.“
„Strafvollzug gehört reformiert“
Er nehme das Risiko auf sich, weil ihm langweilig sei, und um Kontakt zur Außenwelt zu halten. Außerdem betont er: „Der Strafvollzug gehört total reformiert. Es gibt wahrscheinlich auch nicht zu wenig Beamte, sondern die sind alle in einem uralten System gefangen.“ Am Sonntagabend wurde der Account wieder gelöscht. Ob das Handy beschlagnahmt wurde oder der Häftling sich doch eine andere Beschäftigung gefunden hat, ist nicht bekannt. Die Leitung der Justizanstalt bestätigte allerdings gegenüber dem „Kurier“, dass man in der Causa „bereits tätig geworden“ sei.
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