Plötzlich verschwunden
Weißrussischer Aktivist tot in Park aufgefunden
Einen Tag nach seinem plötzlichen Verschwinden in Kiew ist der weißrussische Aktivist Witaly Schischow erhängt in einem Park in der ukrainischen Hauptstadt aufgefunden worden. Die örtliche Polizei hat nach eigenen Angaben Ermittlungen aufgenommen. Dabei werde neben anderen Möglichkeiten auch dem Verdacht nachgegangen, dass es sich um einen als Suizid getarnten Mord handeln könnte.
Schischow hatte von Kiew aus die Organisation „Weißrussisches Haus der Ukraine“ im Messengerdienst Telegram geleitet und war nach einer Joggingrunde am Montag nicht zurückgekehrt. Zuvor hatte Schischow Medienberichten zufolge darüber geklagt, sich verfolgt zu fühlen.
Österreich fordert transparente Untersuchung
Das österreichische Außenministerium ließ auf Twitter wissen: „Wir sind zutiefst erschüttert über die Nachricht vom Tod des belarussischen Aktivisten Witaly Schischow. Unsere Gedanken sind bei seinen Angehörigen. Österreich fordert eine gründliche und transparente Untersuchung der Umstände, die zu seinem Tod führten“ (siehe unten).
Eine Sprecherin der EU-Kommission verwies am Dienstag auf die Untersuchungen der ukrainischen Behörden. Man hoffe, dass man dann „den Grund für diesen sehr unglücklichen Tod erfahren“ werde, sagte die Sprecherin.
Viele Weißrussen fliehen angesichts von Repression in ihrem Heimatland in die benachbarte Ukraine, nach Polen oder Litauen. Der seit fast drei Jahrzehnten regierende weißrussische Präsident Alexander Lukaschenko war vor einem Jahr trotz massiver Betrugsvorwürfe zum Sieger der Präsidentschaftswahl erklärt worden. Die Opposition geht von Wahlbetrug aus.
Gegen die monatelang anhaltenden Massenproteste ging Lukaschenko mit dem massiven Einsatz von Sicherheitskräften vor, Hunderte Menschen wurden verhaftet.
Vorgehen gegen Oppositionelle auch im Ausland
Lukaschenko geht auch gegen Oppositionelle im Ausland vor. Der Präsident ließ Ende Mai mit einem Kampfflugzeug eine Ryanair-Passagiermaschine beim Überflug von Athen nach Vilnius über Weißrussland abfangen. Nach der erzwungenen Landung in Minsk wurden der bekannte Oppositionelle Roman Protassewitsch und dessen Freundin festgenommen. Westliche Staaten haben deshalb Sanktionen gegen die Regierung in Minsk erlassen.
Zuletzt sollte die weißrussische Athletin Kristina Timanowskaja, die bei den olympischen Spielen antrat, zur Rückreise gezwungen werden. Sie hatte nach eigenen Angaben Kritik an Sportfunktionären geübt. In den nächsten Tagen soll sie nach Polen reisen, das ihr ein humanitäres Visum gewährte.
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