Trotz Delta-Welle

Impfdurchbrüche kommen weiter nur sehr selten vor

Wissenschaft
04.08.2021 09:05

Die Zahl der Menschen, die sich trotz vollständiger Impfung mit dem Coronavirus anstecken, steigt. Tatsächlich geht es dabei aber immer noch um sehr wenige Fälle. Durch die schiere Masse an Menschen, die insgesamt schon immunisiert sind, erhöht sich auch die Anzahl dieser Fälle - und die Berichte darüber. Der Wiener klinische Pharmakologe, Markus Zeitlinger, rechnet mit sehr wenigen Durchbrüchen mit schweren Verläufen.

Wenn sich Menschen nach der Vollimmunisierung durch einen der Impfstoffe trotzdem mit SARS-CoV-2 infizieren, spricht man von einem Impfdurchbruch. Schon in der Zulassungsstudie etwa zum Biontech/Pfizer-Impfstoff wurde klar, dass das Vakzin die Wahrscheinlichkeit einer Covid-19-Infektion gegenüber einer ungeimpften Kontrollgruppe um rund 95 Prozent reduziert. Man spricht von einer Wirksamkeit von 95 Prozent.

Geimpfte erkranken nur in Ausnahmefällen schwer
Das ist aus pharmakologischer Sicht ein sehr guter Wert, der beim Moderna-Vakzin ähnlich hoch liegt. Die Werte für AstraZeneca und den Impfstoff von Johnson & Johnson (Janssen) liegen um die 60 Prozent bzw. darüber. Folglich ist mit einer gewissen Anzahl an vollimmunisierten Personen zu rechnen, die auch erkranken - allerdings immer prozentuell weniger als bei ungeimpften Personen und in den seltensten Fällen schwer, wie auch neue Studien zeigen, betont Zeitlinger.

Als Impfdurchbruch wird in Österreich ein Fall gewertet, wo sieben Tage nach dem Erhalt der zweiten Impfdosis bzw. 28 Tage nach Erhalt des nur einmal verabreichten Vakzins von Johnson & Johnson eine Covid-19-Infektion mit Symptomen wie Fieber, Kurzatmigkeit, Husten, Geruchs- oder Geschmacksverlust auftritt. Unter den heuer 266.000 CoV-Infektionen in Österreich sind 1656 Personen trotz vollständiger Impfung erkrankt - 1560 nach der zweiten Impfung und 96 nach einer Impfung von Johnson & Johnson.

2690 Personen sind trotz der ersten Teilimpfung erkrankt. Das geht aus den erstmals vom Gesundheitsministerium erhobenen Daten aus dem Epidemiologischen Meldesystem (EMS) zu Impfdurchbrüchen hervor, wie das Ö1-„Morgenjournal“ berichtet.

„Je mehr Geimpfte, desto mehr Durchbrüche“
16 Personen, bei denen die Schutzwirkung ausgeblieben ist, sind demnach bisher verstorben. Zum Vergleich: Anfang August waren hierzulande bereits über 4,6 Millionen Menschen bzw. rund 52 Prozent der Bevölkerung vollimmunisiert.

Klar sei: „Je mehr Geimpfte es gibt, desto mehr Impfdurchbrüche werden wir numerisch haben, das hat aber nichts mit einer Abnahme der Effektivität zu tun“, sagte der Vorstand der Universitätsklinik für klinische Pharmakologie der Medizinischen Universität Wien.

Schwaches Immunsystem steigert Risiko
Der häufigste Grund für ein Durchbrechen ist insgesamt eindeutig ein durch Vorerkrankungen oder Krebstherapien geschwächtes Immunsystem. Hier kann der Körper mitunter nicht auf das Vakzin reagieren und keine ausreichende Antikörperantwort aufbauen. Der Impfschutz erscheint in dieser Gruppe um rund ein Drittel reduziert.

Markus Zeitlinger, Leiter der Uni-Klinik für Klinische Pharmakologie der MedUni Wien (Bild: Felicitas Matern)
Markus Zeitlinger, Leiter der Uni-Klinik für Klinische Pharmakologie der MedUni Wien

Geimpfte, immunsupprimierte Personen würden leider auch eher mit einer Covid-19-Infektion im Krankenhaus landen, so Zeitlinger, der Betroffenen daher weiter zur Vorsicht bei Kontakten rät.

Geimpfte geben Virus weniger leicht weiter
Was die Rolle von Geimpften als potenzielle Überträger betrifft, zeige sich, dass vollimmunisierte Infizierte weniger und über einen kürzeren Zeitraum Virus ausscheiden. Bei der Delta-Variante ist die Erregerlast aber mitunter deutlich erhöht und bleibt länger bestehen. „Der Geimpfte würde hier aber immer noch deutlich besser abschneiden.“

Allerdings gebe es Daten aus den USA, die zeigen, dass aufgrund der Aggressivität von Delta selbst die reduzierte Viruslast unter geimpften Infizierten so hoch ist, dass die Weitergabe ähnlich wahrscheinlich sei wie durch Ungeimpfte. Zeitlinger: „Das ist wahrscheinlich das Unangenehmste an der Delta-Variante.“

Insgesamt muss für den Experten weiter der Fokus darauf liegen, jene Menschen in die Impfprogramme zu holen, die bisher keine Dosis erhalten haben: „Ich würde lieber etwa zehn Prozent der Bevölkerung impfen, die man noch nicht erreicht hat, als zehn Prozent Immunisierte aufzufrischen.“ Davon würden auch jene Personen mehr profitieren, die selbst keinen ausreichenden Impfschutz aufbauen können.

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