Traumatisierte Beamte
Sturm auf Kapitol: Vier Polizisten begingen Suizid
Es waren Szenen, wie sie die USA noch nicht erlebt hatten: Im Jänner 2021 stürmten Anhänger des damaligen Präsidenten Donald Trump inmitten einer Kongresssitzung das Kapitol. Der Mob überwand Absperrungen, schlug Fenster ein und schaffte es sogar in den Sitzungssaal des Senats. Die Polizei, überrumpelt und unvorbereitet auf so viel Aggression, war mit den Geschehnissen überfordert. Viele Beamte blieben traumatisiert zurück. Inzwischen haben bereits vier Polizisten, die sich den Demonstranten in den Weg stellten, Selbstmord verübt.
Bei der ersten Sitzung des Untersuchungsausschusses zum Angriff auf das US-Kapitol vom 6. Jänner haben Ende Juli mehrere Polizisten eindringlich ihre Erlebnisse während jener brutalen Attacke geschildert. Einer der Beamten, Aquilino Gonell, sagte bei der Anhörung, er habe an jenem Tag gedacht, er würde sterben. Er beschrieb den Gewaltausbruch „wie etwas aus einer mittelalterlichen Schlacht“.
Polizisten geschlagen, getreten und mit Stöcken malträtiert
Die Beamten hätten sich mit ihren Händen Zentimeter für Zentimeter gegen den gewalttätigen Mob verteidigen müssen. Er und seine Kollegen seien geschlagen und getreten, mit Hämmern und Stöcken malträtiert und mit Chemikalien besprüht worden.
Für die meisten Leute hat der 6. Jänner ein paar Stunden gedauert, aber für diejenigen von uns, die mittendrin waren, hat es nie aufgehört.
Aquilino Gonell
Viele Polizisten sind traumatisiert
„Mehr als sechs Monate später versuche ich noch immer, mich von meinen Verletzungen zu erholen“, so der Beamte, dem während seiner Aussage mehrfach die Tränen kamen. „Für die meisten Leute hat der 6. Jänner ein paar Stunden gedauert, aber für diejenigen von uns, die mittendrin waren, hat es nie aufgehört.“ Der Angriff habe ein bleibendes Trauma ausgelöst.
Ein Trauma erlitt auch gewiss Officer Gunther Hashida. Der Vater dreier Kinder wurde am 29. Juli leblos in Washington aufgefunden, als Todesursache wurde Selbstmord festgestellt. Er war einer von Gonells vielen Kollegen, die sich dem Mob von Trump-Anhängern mutig entgegengestellt hatten. Sprecherin Brianna Burch zum „Guardian“: „Wir trauern als Abteilung und unsere Gedanken und Gebete sind bei der Familie und den Freunden von Officer Hashida.“
Officer Jeffrey Smith und Officer Howard Liebengood von der Kapitol-Polizei waren ebenfalls beim Sturm auf das Regierungsgebäude im Einsatz, beide begingen Suizid - wie auch Officer Kyle deFreytag. Er ist somit der vierte Beamte, der sich das Leben genommen hat. Ein weiterer Polizist, Brian Sicknick, starb im April an den Folgen eines zweifachen Schlaganfalls.
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