Kritiker ermordet?
Weißrussischer TV-Sender will „Verräter“ erhängen
Nachdem am Dienstag ein weißrussischer Demokratie-Aktivist tot in einem Kiewer Park entdeckt wurde, mehren sich kritische Stimmen an den offiziellen Erklärungen der Behörden. Es sei „wahrscheinlich kein Zufall“, dass Witaly Schischow erhängt aufgefunden worden sei, meinte etwa eine in Schweden ansässige Vereinigung von Weißrussen - sie verweisen dabei darauf, dass im Staatsfernsehen wöchentlich „Verräter“ vorgeführt werden, die „gehängt“ werden sollten.
Eine Olympia-Sportlerin, die zur Rückkehr nach Weißrussland gezwungen werden sollte, erneut ein tot aufgefundener Demokratie-Aktivist - das weißrussische Regime geriet zuletzt wiederholt in die Schlagzeilen. Die weißrussische „Volksbotschaft“ in Schweden will in letzterem Fall die offizielle Erklärung der Behörden nicht glauben.
Schischow fühlte sich verfolgt
Während die örtliche Polizei erste Ermittlungen eingeleitet hat, teilen die Unterstützer der Oppositionsführerin Swetlana Tichanowskaja den Verdacht, dass es sich in dem Fall um einen als Suizid getarnten Mord handeln könnte. Schischow, der von Kiew aus die Organisation „Weißrussisches Haus der Ukraine“ im Messengerdienst Telegram geleitet hatte, klagte Medienberichten zufolge darüber, sich verfolgt zu fühlen.
Tod „wahrscheinlich kein Zufall“
Die Organisation „Belarus in Sweden“ dokumentierte nun im Kurznachrichtendienst Twitter, wie im weißrussischen Staatsfernsehen „CTV“ über Kritiker berichtet wird. Die Rede ist dabei von „Verrätern“ - neben deren Bildern ganz prominent ein Henkersknoten abgebildet. Sie bringen dies unmittelbar in Zusammenhang mit dem Tod Schischows - dabei handle es sich „wahrscheinlich nicht um einen Zufall“, so die Erklärung.
„Bestrafe sie, oh Gott!“
Unterstrichen wird ihre Organisation von einem zweiminütigen Ausschnitt aus der Sendung. Unterlegt von Bildern diverser Oppositionspolitikern wie etwa Swetlana Tichanowskaja oder Maria Kolesnikowa wird gesungen: „Bestrafe sie, oh Gott“ oder „verfluche sie, oh Gott“ - all jene, die „dem Mutterland treu geblieben“ seien, müssten vom Schöpfer hingegen „gerettet“ werden.
Diffamierende Tiervergleiche
Der Moderator der Sendung, Grigori Asarjonok, greift dabei auch gerne auf diffamierende Tiervergleiche zurück. In einem Beitrag vom März zeigte er etwa eine Videomontage, in der Oppositionelle mit Ratten gleichgestellt wurden. Die klare Botschaft des Moderators: „Glaubt nicht an die Reue der Ratten, für ihre Beteuerungen werden wir teuer bezahlen.“
Wenn Sie oder eine Ihnen nahestehende Person sich in einer psychischen Ausnahmesituation befinden oder von Suizid-Gedanken betroffen sind, wenden Sie sich bitte an die Telefon-Seelsorge unter der Telefonnummer 142. Weitere Krisentelefone und Notrufnummern finden Sie HIER.
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