Sebastian Kurz war krank. So etwas kommt vor und ist nicht ungewöhnlich. Ungewöhnlich waren die Reaktionen auf diese Nachricht.
In den sozialen Medien kursierten prompt spekulative Zweifel über die möglichen Hintergründe der Erkrankung. Nicht nur in den für Verschwörungsmythen anfälligen digitalen Netzen wurden Fragen aufgeworfen. Die Skepsis zog größere Kreise. „Kanzler Kurz ist schon wieder krank, und man rätselt, was ihm fehlt“, lautete etwa eine Überschrift im „Standard“.
Und das wirft ganz andere Fragen auf: Was ist los in einem Land, in dem vieles einfach nicht mehr geglaubt wird, das von offizieller Stelle kommt?
Zuerst einmal kann das eine gesunde Entwicklung sein, wenn immer mehr kritisch hinterfragt wird.
Es könnte aber auch ein schlechtes Zeichen sein und eine Folge politisch verursachter Verwirrungen in der Pandemie. Das wäre keine gute Entwicklung. Wenn immer mehr Misstrauen herrscht, kann das sensiblere Gemüter schon aus der Bahn werfen. Wenn immer mehr Menschen glauben, dass nichts ist, wie es scheint, macht das in einem Staat einiges kaputt. Die Fähigkeit, zu vertrauen, ist das Fundament von Beziehungen von der Familie bis zur Regierung.
Bis es so weit kommen kann, dass sogar die Nachricht von einer simplen Verkühlung des Kanzlers Misstrauen weckt, muss schon einiges schiefgelaufen sein. Darüber sollten jetzt einige, die sich in den Sommerurlaub verabschiedet haben, einmal nachdenken.
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