Afghanistan will Stopp

„Sind nicht in der Lage, Abgeschobene aufzunehmen“

Politik
06.08.2021 09:01

Die afghanische Botschafterin in Österreich bittet Europa um einen längeren Abschiebestopp für abgewiesene afghanische Asylwerber. Die Regierung in Kabul hatte im Juli ersucht, Rückführungen für drei Monate auszusetzen. „Ich dränge darauf, dieser Bitte Folge zu leisten. Wir sind nicht in der Lage, Abgeschobene aufzunehmen“, sagt Botschafterin Manizha Bakhtari.

Afghanistan bekennt sich grundsätzlich zu dem Abkommen mit der EU-Kommission zur Rückführung von abgewiesenen Asylwerbern. „Sobald wir mehr Stabilität haben, wäre es wieder an der Zeit, Rückkehrer aufzunehmen“, so Bakhtari am Freitag auf Ö1. Aktuell fehlten aber Kräfte und Ressourcen, für diese Menschen Unterkünfte und Hilfe zu organisieren. „Wenn sie zurückkommen, würden wir ihre Leben aufs Spiel setzen. Es herrscht Krieg. Wir bitten, dass unsere europäischen Freunde diese Situation mitbedenken.“

Afghanische Binnenvertriebene in Kandahar (Bild: APA/AFP/JAVED TANVEER)
Afghanische Binnenvertriebene in Kandahar

„Sie haben Hände abgeschlagen, geköpft, Frauen gesteinigt“
Die Taliban hätten seit April gut 5500 Anschläge verübt und terrorisierten die Bevölkerung in den eroberten Gebieten. „Sie haben Hände abgeschlagen, sie haben geköpft und Frauen gesteinigt“, so Bakhtari. Frauen werde befohlen, zu Hause zu bleiben und das Haus nur in männlicher Begleitung zu verlassen, alle Mädchenschulen seien geschlossen. Die jüngste Eskalation habe außerdem zu einem massiven Anstieg von intern Vertriebenen geführt. „Wir können schon sie nicht mit Essen, Unterkunft und anderem unterstützen.“

Fall Leonie: „Mein Herz ist stehen geblieben“
Im Fall der 13-jährigen Leonie, die nach einer gewaltsamen Begegnung mit mehreren jungen Afghanen in Wien ums Leben gekommen war, zeigte die Botschafterin Mitgefühl. Ihr Herz sei stehen geblieben, als die davon gehört habe, sagte die Mutter dreier Kinder. „Unsere Gedanken und Gebete sind bei ihr und ihrer Familie.“ Afghanistan arbeite mit den österreichischen Behörden zusammen, damit Recht gesprochen werde. Die Täter repräsentieren laut der Botschafterin aber nicht Afghanistan, so wie es auch die Taliban nicht täten.

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