Gut einen Monat nach dem Zugunfall in Salzburg ist das entgleiste, 32 Tonnen schwere Fahrzeug am Freitag in einer aufwendigen Aktion aus der Mur gehoben worden - für die Vorarbeiten waren auch Taucher im Einsatz. Mittlerweile befindet sich der Triebwagen im Trockenen.
Der nach einem nächtlichen Unwetter am Morgen des 9. Juli an der Landesgrenze Steiermark-Salzburg entgleiste Triebwagen der Murtalbahn wird am Freitag aus der Mur geborgen. Ein 600-Tonnen-Raupenkran hatte das seitlich im Wasser liegende 32 Tonnen schwere Fahrzeug angehoben und über die Uferböschung und eine Geländekante zur Landesstraße geschwenkt.
Die heikelste Aufgabe ist damit erledigt.
Gerhard Harer, Geschäftsführer des Bahnbetreibers Steiermarkbahn
„Die Bergung ist erledigt, das Fahrzeug befindet sich im Trockenen. Die heikelste Aufgabe ist damit erledigt“, sagte der Geschäftsführer des Bahnbetreibers Steiermarkbahn, Gerhard Harer, am Freitag kurz vor Mittag zur APA. Eine erste Begutachtung des Fahrzeugs habe ergeben, dass der Triebwagen strukturell nicht schwer beschädigt sein dürfte. „Wir können ihn jetzt aufrichten, sodass er auf den Rädern steht“, erklärte Harer das weitere Vorgehen. Anschließend werde der Triebwagen grob gereinigt und in weiterer Folge auf einen Schwerlasttransporter verladen.
Danach wird der Triebwagen in die Werkstätte nach Murau gebracht, am Montag sollen bereits die Reparaturarbeiten beginnen. Unklar bleibt vorerst noch, wie viel Schaden an Elektrik oder an den Fahrmotoren entstanden ist.
Umfangreiche Vorarbeiten
Für das Berge-Manöver waren umfangreiche Vorarbeiten durchgeführt worden. Um die Teile des Schwerlastkrans zur Unfallstelle zu bringen, waren 27 Lkw-Fahrten nötig. Tatsächlich wird der Kran inklusive Gegengewichten 450 Tonnen wiegen, zusätzlich steht ein Teleskopkran zur Unterstützung bereit. Für die beiden Fahrzeuge wurden rund 2000 Tonnen Schüttmaterial in den Boden eingebracht. Allein der Standplatz für die Kräne wurde 2,4 Meter dick aufgeschüttet, damit diese stabil stehen.
„Es schaut gut aus“
Der verunfallte Triebwagen „VT31“ - er liegt fast 70 Meter vom Raupenkran entfernt in der Mur - muss mit Stahlseilen gegen ein ungewolltes Abdriften durch den anströmenden Wasserdruck gesichert werden. „Der komplizierteste Teil der gesamten Aktion liegt aber in den Befestigungsarbeiten der Ketten und Stahlträger am Triebfahrzeug“, erklärte Griesangerl. Die Arbeiten im fließenden Wasser werden von der Wasserrettung unterstützt. Am Donnerstag kümmerten sich bis in den Abend hinein unter anderem zwei Taucher um Vorarbeiten unter Wasser. Zu diesem Zeitpunkt führte die Mur leicht erhöhten Wasserstand, „der Wasserspiegel dürfte in den nächsten Stunden aber sinken. Es schaut gut aus“.
Läuft alles nach Plan, wird der Triebwagen nach der Hebung abgelegt, inspiziert und im Zusammenspiel der beiden Kräne aufgerichtet. Dann wird er auf einen Schwerlast-Lkw verladen und für den Transport gesichert. Die Bahnstrecke zwischen Murau und Tamsweg ist seit Donnerstagabend komplett gesperrt und wird erst am Samstag wieder freigegeben. Es wurde ein Schienenersatzverkehr eingerichtet. Umweltgefahr besteht laut Steiermarkbahn währen der Bergung keine. „Der Diesel aus dem Triebwagen wurde abgepumpt, die Tanks sind leer.“
Höhe der Bergungskosten noch unklar
Wie hoch die Kosten für die Bergung sind, ist noch nicht bekannt. „Das wird erst nach der Bergung und Inspektion des Fahrzeugs in der Werkstätte der Steiermärkischen Landesbahnen in Murau genauer bezifferbar“, sagte Griesangerl. Der Schaden sei bei der Versicherung gemeldet worden, die auch schon einen Sachverständigen bestellt habe.
Vor dem Zugunfall im Gebiet der Ortschaft Kendlbruck (Gemeinde Ramingstein) dürfte aufgrund eines Gewitters und des nächtlichen Starkregens ein Baum von der Böschung auf die Gleise gestürzt sein. Der Fahrer des Triebfahrzeugs konnte in der Früh trotz einer Notbremsung einen Zusammenstoß nicht mehr verhindern. Der Zug entgleiste und stürzte über den rund fünf Meter hohen Bahndamm in die daneben fließende Mur. Die beiden anderen Waggons blieben auf den Schienen stehen.
Der Unfall endete den Umständen entsprechend glimpflich: Bei dem Zugunfall waren insgesamt 17 Schülerinnen und Schüler verletzt worden, die am Weg zur Zeugnisverteilung waren. Sie konnten sich mit Hilfe des Lokführers und mit gegenseitiger Unterstützung über den Hinterausgang ans Ufer retten. Laut Rotem Kreuz mussten neun Personen im Spital behandelt werden.
Kommentare
Da dieser Artikel älter als 18 Monate ist, ist zum jetzigen Zeitpunkt kein Kommentieren mehr möglich.
Wir laden Sie ein, bei einer aktuelleren themenrelevanten Story mitzudiskutieren: Themenübersicht.
Bei Fragen können Sie sich gern an das Community-Team per Mail an forum@krone.at wenden.