Über Corona-Tests wird österreichweit aktuell viel diskutiert. Einige ÖVP-geführte Bundesländer sowie Ärztekammer-Präsident Thomas Szekeres plädierten unlängst für ein Ende der Gratis-Tests, um damit den Impffortschritt zu beschleunigen. Am Freitag sprach sich die Ärztekammer Niederösterreichs für eine drastische Verkürzung der Gültigkeit der Tests aus. „Sinnvoll wären zwölf bis maximal 24 statt wie derzeit 48 bzw. 72 Stunden“, hieß es in einer Aussendung. Mit der viel zu langen Gültigkeitsdauer fördere man einerseits die Ansteckung und Verbreitung der Krankheit, andererseits fehle jeglicher Anreiz, sich impfen zu lassen.
Dass immer mehr Menschen unbemerkt SARS-CoV-2 übertragen „wäre absolut nicht notwendig“, betonte der Präsident der Ärztekammer Niederösterreichs, Christoph Reisner.
Ausnahme für Kinder
„Wenn jemand vor drei Tagen negativ getestet wurde, heißt das keinesfalls, dass er heute ebenfalls nicht ansteckend ist. Eine Gültigkeitsdauer von 48 Stunden für Antigentests und 72 Stunden für PCR-Tests ist absurd lange und müsste deutlich auf zwölf bzw. maximal 24 Stunden reduziert werden, um zumindest ein Mindestmaß an Sicherheit garantieren zu können“, so Reisner. Für Kinder sollte es eine Ausnahme geben.
„Falsch verstandene Sicherheit“
Durch die lange Gültigkeitsdauer der Tests wiege man Menschen in einer falsch verstandenen Sicherheit und gefährde dadurch andere, die sich z.B. aus medizinischen Gründen oder weil für ihre Altersgruppe keine Impfung zugelassen ist nicht impfen lassen können, ergänzte Vizepräsident Dietmar Baumgartner.
Der oberösterreichische Ärztekammerpräsident Peter Niedermoser dachte am Freitag laut sogar schon über einen nächsten Schritt nach. Er will eine „offene Diskussion“, ob der Zutritt zu gewissen Bereichen des öffentlichen Lebens nur für Geimpfte und Genesene erlaubt sein soll. Ein Ausweiten der 2-G-Regel könne genauso wie kostenpflichtige Tests die Impfbereitschaft erhöhen.
Aus für Gratis-Tests? Hacker hat kein Verständnis für Debatte
Unterdessen gehen die Wogen bezüglich einer möglichen Abschaffung von Gratis-Tests politisch hoch. „Ich habe überhaupt kein Verständnis für diese Debatte. Wir brauchen beide Tugenden, das Testen und das Impfen“, bekräftigte der Wiener Gesundheitsstadtrat Peter Hacker (SPÖ) am Donnerstagabend in der „ZiB 2“. „So lange es die Pandemie gibt, werden wir testen müssen.“ Er kann sich allerdings vorstellen, dass es künftig für Geimpfte Vorteile gibt, die Nicht-Geimpfte nicht bekommen, wie etwa Zutritt zu Veranstaltungen wie Clubs, Fitnesscenter, Theater und Konzerte, so der Stadtrat. Über eine Impfpflicht für alle Mitarbeiter der Stadt, nicht nur für jene in den Spitälern, zeigte sich Hacker diskussionsbereit.
Ministerium: Neubewertung der Lage im Herbst
Im Gesundheitsministerium betonte man, dass über den Sommer die Tests auf jeden Fall gratis bleiben. Im Herbst müsse die Lage neu bewertet werden. Angestoßen worden war die Debatte von Oberösterreichs Landeshauptmann Thomas Stelzer (ÖVP) am Dienstag. Unterstützung für ihn kam am Mittwoch aus Tirol, Vorarlberg und der Steiermark. Neben der niederösterreichischen Ärztekammer stellte auch der Obmann der Sozialversicherung der Selbstständigen (SVS) und Co-Vorsitzender der Konferenz der Sozialversicherungsträger, Peter Lehner (ÖVP), die Gratis-Tests infrage.
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