Wir schieben weiterhin ab, versprachen Kanzler und Innenminister nach dem Appell Afghanistans, Rückführungen auszusetzen. Doch so einfach ist es offenbar nicht. Für einen Flieger mit Schwerkriminellen an Bord hat Afghanistan die Landeerlaubnis verweigert, sie bleiben also Österreich überlassen.
Nun wurde die afghanische Botschafterin in Österreich, Manizha Bakhtari, ins Außenministerium zitiert. Sie hatte die europäischen Länder um eine Verlängerung des Abschiebestopps gebeten, den Kurz und Nehammer rigoros ablehnen. In Afghanistan herrsche Krieg, das Land sei nicht in der Lage, die Abgeschobenen mit Essen und Unterkunft zu versorgen, sagte Bakhtari. Die Taliban hätten bereits mehr als 5500 Anschläge auf unschuldige Menschen verübt, ihnen die Hände abgeschlagen, sie geköpft, Frauen gesteinigt. Man dürfe das Leben der Abgeschobenen nicht aufs Spiel setzen.
Der Mensch ist ja im Grunde ein soziales, mitfühlendes Wesen. Aber hier ist die Grenze der Empathie erreicht. Und Frau Bakhtaris Mitgefühl fehl am Platz. Ihr Herz sei stehen geblieben, meinte die Mutter dreier Kinder, als sie von Leonies gewaltsamem Tod gehört habe. Die mutmaßlichen Täter repräsentierten aber nicht Afghanistan.
Bei den Worten der Botschafterin bleibt einem auch das Herz stehen. Kriminelle, die wir in Österreich nicht mehr haben wollen, sind also in ihrer Heimat unerwünscht. Nicht sicher. Das klingt, als wäre ihre Sicherheit wichtiger als unsere. Ein entsetzliches Gefühl.
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