Angst um Sicherheit
Präsidentenmord: Haiti findet keinen Richter
Aus Angst um die eigene Sicherheit und die ihrer Familien haben in Haiti sämtliche bisher in Frage kommenden Juristen die Funktion des Ermittlungsrichters nach dem Mord an Präsident Jovenel Moïse abgelehnt. Um die Ermittlungsrichter zu beruhigen, hat der Leitende Richter des Gerichts von Port-au-Prince, Bernard Saint-Vil, nach eigenen Angaben die Regierung aufgefordert, für ihren Schutz zu garantieren sowie Leibwächter abzustellen.
„Dies ist ein heikler und politischer Fall“, sagte ein Ermittlungsrichter, der anonym bleiben wollte, der Nachrichtenagentur AFP. „Jeder denkt an seine Sicherheit und die seiner Familie, bevor er sich einverstanden erklärt, die Untersuchung zu übernehmen“. Er und seine Kollegen seien daher „nicht gerade begeistert, den Fall anzunehmen“.
Moïse war in der Nacht zum 7. Juli in seinem Haus in der Hauptstadt Port-au-Prince von einem Mordkommando erschossen worden. Seine Frau überlebte schwer verletzt. Die Polizei hat eigenen Angaben zufolge bereits 44 Verdächtige festgenommen, darunter zwölf haitianische Polizisten, 18 kolumbianische Söldner und zwei US-Bürger haitianischer Herkunft. Unter den Festgenommenen ist zudem Moïses Sicherheitschef. Laut Polizei wurde das Attentat von Haitianern mit politischen Ambitionen und Verbindungen ins Ausland geplant.
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Ermordeter Staatschef wurde unpopulär
Der Mord stürzte den ohnehin von Instabilität und großer Armut geprägten Karibikstaat in eine noch tiefere Krise. Moïse hatte Haiti zuletzt per Dekret regiert, nachdem eine für 2018 geplante Parlamentswahl unter anderem wegen Protesten gegen ihn verschoben worden war. Der ermordete Präsident war zunehmend unpopulär: Viele Haitianer machten ihn für die Corona-Krise im Land und die zunehmende Gewalt durch kriminelle Banden verantwortlich.
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