Der US-IT-Konzern Apple baut künftig Nacktfoto- und Kinderporno-Scanner in seine iPhones und iPads ein - aus Jugendschutzgründen und ohne dass Bilder routinemäßig geöffnet würden, wie der Konzern betont. Der Abgleich von Fotos mit sogenannten Hashes und die Tatsache, dass Apple-Personal bei Treffern sehr wohl Bilder sichtet, lässt bei Datenschützern aber die Alarmglocken schrillen: Edward Snowden übt massive Kritik.
Egal, wie gut das gemeint ist, Apple erlaubt damit Massenüberwachung auf der ganzen Welt.
Edward Snowden
Der heute im russischen Exil lebende Ex-NSA-Mann hatte 2013 die ausufernde Massenüberwachung des US-Geheimdienstes öffentlich gemacht. Seine Enthüllungen sorgten letztlich etwa dafür, dass WhatsApp heute starke Verschlüsselung einsetzt. Apples Pläne sieht Snowden äußerst kritisch, wie er auf Twitter darlegt. „Egal, wie gut das gemeint ist, Apple erlaubt damit Massenüberwachung auf der ganzen Welt.“
Snowden warnt: „Wenn sie heute nach Kinderpornos scannen können, können sie morgen nach allem scannen.“ Der Ex-NSA-Agent ist mit seiner Warnung nicht allein, auch in den USA beobachten Bürgerrechtler Apples Pläne mit Skepsis. Die Electronic Frontier Foundation warnt, Apple habe ein „vollständig ausgebautes System“, das nur darauf warte, dass auf Druck von außen auch nach anderen Inhalten gescannt werde.
Länder, in denen iPhones verkauft werden, haben unterschiedliche Definitionen davon, was akzeptabel ist.
Will Cathcart, WhatsApp-Chef
Auch vom populären Messenger WhatsApp wird Apples geplanter Kinderporno-Detektor kritisiert. WhatsApp-Boss Will Cathcart: Das System könne „sehr einfach verwendet werden, um private Inhalte auf alles zu scannen, was sie oder eine Regierung kontrollieren wollen. Länder, in denen iPhones verkauft werden, haben unterschiedliche Definitionen davon, was akzeptabel ist“. Cathcart verweist etwa auf iPhones für den chinesischen Markt und fragt, wie Apple damit umgehen wolle, wenn die chinesische Regierung fordern würde, nach bestimmten Inhalten zu suchen.
Nacktfoto- und Kinderporno-Detektor kommt
Apple hatte am Freitag - krone.at berichtete - angekündigt, iPhones und iPads auf Betriebssystemebene mit einem Nacktfoto- und Kinderporno-Detektor auszustatten. Ersterer soll Eltern helfen, ihre Kinder vor „Sexting“ zu schützen, zweiterer soll Pädophile entlarven. Bilder werden dafür bei Nutzung verschiedener Apple-Dienste wie iMessage oder iCloud mithilfe sogenannter Hashes analysiert: Dabei handelt es sich um digitale Fingerabdrücke eines Bildes, die darüber Aufschluss geben sollen, ob es sich um ein Nacktfoto oder bekanntes kinderpornografisches Material handelt, das in einer entsprechenden Datenbank katalogisiert wurde.
Beim Nacktfoto-Scanner für iPhones und iPads von Kindern erhalten die Eltern eine Benachrichtigung, wenn eingehende oder ausgehende Nacktbilder erkannt werden.
Bei Kinderporno-Treffern markiert Apple das Bild für die weitere Überprüfung durch Apple-Personal, in so einem Fall wird das Foto also tatsächlich von einem Menschen betrachtet. Bestätigt sich dabei der Kinderporno-Verdacht, wird dies einer US-NGO gemeldet, welche die Behörden einschaltet. Die Datenbank mit bekanntem kinderpornografischen Material will Apple auf allen iPhones ins Betriebssystem einbauen.
Apple-intern und bei Organisationen, die gegen Kindesmissbrauch kämpfen, stoßen die Privatsphäre-Bedenken auf Unverständnis. In einem Apple-internen Memo, aus dem „9to5Mac“ zitiert, werden die Warnungen der Datenschützer als „Missverständnis“ bezeichnet. Bei der US-NGO National Center for Missing and Exploited Children (NCMEC) nennt man die Warnungen „kreischende Stimmen einer Minderheit“.
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