Talk über Klimawandel

Christa Kummer: „Es hat niemanden interessiert!“

Adabei
09.08.2021 06:00

Gluthitze ... Starkregen ... Hagel ... Temperatur-Sprünge ... und Wetter-Katastrophen. ORF-Meteorologin Kummer über die Ursachen.

„Krone“: Christa, nach den Hochwasser-Toten in Deutschland ...
Christa Kummer: ... ja, über 160 Tote waren es. Ein Extrem-Wetterereignis, das durch den Klimawandel verstärkt wurde. Auch bauliche Veränderungen sind eine Mitursache - eine Kiesgrube am Stadtrand, die durch die riesigen Wassermassen ausgespült wurde und ganze Häuser mitgerissen hat!

... und nach den Hitze-Toten in der Türkei, wohl auch als Folge der angeblich zum Teil gelegten Brände ...
... gibst du jetzt dem Klimawandel die Schuld und willst die näheren Umstände wissen, Vera!

Genau!
Aber das ist doch ein uralter Hut! Schon in den 80ern auf der Uni haben wir über diese Probleme gesprochen - und Zukunftsszenarien simuliert -, niemanden hat’s interessiert außer uns Studenten und die Wissenschafter. Jetzt spürt bereits jeder die Auswirkungen, aber dennoch wird immer noch zu wenig gehandelt. Aber du hast recht, die Ursache ist primär der erhöhte CO2-Ausstoß, der vor allem in den letzten zwanzig Jahren nochmals massiv angestiegen ist - wegen Bevölkerungswachstum und durch den Umgang mit der Ressource Natur. Wenn ich über unser wertvolles Ackerland einen Betonpanzer lege, dann brauch ich mich nicht zu wundern, wenn es zu Überschwemmungen kommt. Der Klimawandel ist einfach Lebensrealität. Seit 2000 ist es zu einem ganz massiven Anstieg der Temperatur gekommen, wobei 2020 in Europa das heißeste Jahr seit Beginn der Wetter-Aufzeichnungen war. Leider eine sehr dramatische Entwicklung.

Deshalb hast du kürzlich deinen YouTube-Kanal „Fit for Future“ gegründet?
Auch. Bin jetzt außerdem auf Instagram und Facebook. Als Neuling gibt’s hier viel Lernpotenzial für mich. Aber gerade über Social Media möchte ich mehr Menschen erreichen als bei meinen Vorträgen. Da geht’s u. a. um Lebensstil-Änderung! Das kann ja etwas sehr Positives sein; tagtäglich liegt’s an mir, klimaschonende Entscheidungen zu treffen. Ich kann sagen: „Nein, dieses billige Fleisch, das von Tierleid geprägt ist, kauf ich nicht.“ Ich kann auch sagen: „Im Winter ess ich keine Erdbeeren, die von irgendwo herkommen.“ Und wenn das viele sagen und täglich immer mehr dieser Produkte liegen bleiben, wird der Konzern sie irgendwann nicht mehr ordern.

Nichts Neues, Christa ...
Nein! Eh nicht! Aber es will in die Köpfe von vielen noch immer nicht rein! Mich ärgert, dass so viele immer alles in Richtung Politik abschieben. Aber bis da was passiert! Da muss immer geprüft und evaluiert werden. Denk an Hallein: Das ist jetzt ein paar Wochen her, keiner redet mehr drüber und - passiert was?

Es passiert dann was, wenn man selber aktiv wird. Ich brauch keine Schuld-Verschiebung in Richtung Politiker oder überhaupt anderer Erdteile. Ich hör bei meinen Vorträgen ja oft: „Na ja, solang die Chinesen nix ändern!“ Na und? Mich erschreckt diese Trägheit des Handelns - und nicht die Katastrophen als Auswirkung des Nicht-Handelns. Machen wir doch weniger Klima-Konferenzen und weniger Absichtserklärungen, dafür aber auch weniger Natur-Zerstörung und weniger Bodenversiegelung. Es ist doch logisch: Durch die Erwärmung ist mehr Energie und mehr Wasserdampf in der Atmosphäre, dadurch können Starkregen-Ereignisse sehr intensiv ausfallen und Extrem-Wetterereignisse häufiger werden. Das erschreckt mich aber nicht. Denn wenn das Wetter anscheinend verrücktspielt, ist das nur die Konsequenz dieser Trägheit des Handelns!

Vera Russwurm, Kronen Zeitung

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(Bild: kmm)



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