Wie haben Sie den Wettkampf erlebt?
Thomas Morgenstern: "Es war für mich eine unglaubliche Vorstellung. Es war so ein sicherer, schöner Tag. Ich habe mich wohlgefühlt und genau gewusst, was zu tun ist. Ich hab's passieren lassen. Es war auch lässiges Wetter, Schneefall taugt mir. Genauso hätte ich es mir gewünscht."
Was waren die ersten Gedanken, die Ihnen durch den Kopf gegangen sind, als Sie im Auslauf auf das Ergebnis gewartet haben?
Morgenstern: "Es war ein gewisses sicheres Gefühl da. Beim Telemark hatte ich einen kleinen Schönheitsfehler. Ich wusste nicht, wie weit die Leute vor mir gesprungen sind. Wegen der Geräusche vom Ausblasen der Spur habe ich nichts hören können. Das war gut. Ich habe mich voll und ganz auf mich konzentrieren können. Als der Einser dann aufgeleuchtet ist, war Party!"
Matti Nykänen, Jens Weißflog, Espen Bredesen, Thomas Morgenstern: Sie haben als vierter Springer Einzel-WM-Gold, Olympia-Einzel-Gold, den Gesamt-Weltcup und die Tournee gewonnen. Wie klingt das?
Morgenstern: "Schön."
Sind Sie gerührt?
Morgenstern: "Natürlich bin ich gerührt. Das ist nicht selbstverständlich, was heute und generell die ganze Saison passiert ist. Es sind so viele Leute, denen ich dankbar bin, die mich unterstützt haben und mir die Schienen dorthin gelegt haben."
Gibt es jetzt eigentlich noch etwas, was Ihnen in Ihrer Karriere fehlt?
Morgenstern: "Man wird immer irgendwo Dinge suchen und finden. Was fehlt? Ich habe nie einen Alpencup gewonnen zum Beispiel. Die Chance kriege ich auch nicht mehr, dafür bin ich schon zu alt."
Es heißt immer, wenn man bei einer WM gut startet, bekommt man einen Flow...
Morgenstern: "Den Flow habe ich schon das ganze Jahr. Ich schwebe irgendwo auf der Welle und ich weiß, dass ich viel richtig gemacht habe. Wenn ich zu viel will und mein Ego im Vordergrund steht, dann merke ich das jetzt bewusst und kann es wegschieben."
Haben Sie irgendwann heute an Liberec (Sturz mit WM-Gold vor Augen, Anm.) gedacht?
Morgenstern: "Habe ich schon. Es waren speziell im zweiten Durchgang in der Luft Gedanken an eine Sicherheitslandung da. Es war nicht hundertprozentig sauber. Beim Runterfahren in der Hocke zum Beispiel habe ich mir gedacht, ich bin schon im Auslauf unten. Ich habe die Bewegung unterbewusst ablaufen lassen."
Ist die Demut viel größer, nach dem Sturz vor zwei Jahren?
Morgenstern: "Das hat auch irgendwie seinen Sinn gehabt. Es waren sehr viele Entwicklungsschritte, die mich weiter gebracht haben. Ich habe immer gewusst, es wird auch die zweite Chance kommen, wie auch bei der Vierschanzen-Tournee. Das zeigt mir, dass ein Weg auch vorgegeben ist."
Erstmals gibt es ein österreichisches Skisprung-Weltmeister-Pärchen. Werden Sie mit Daniela Iraschko vielleicht ein Tänzchen wagen?
Morgenstern (lacht): "Ich bin mit einem Skisprung-Weltmeister (Wolfgang Loitzl, Anm.) im Zimmer, jetzt können wir uns beide Weltmeister nennen. Mit der Danie schauen wir mal, ich denke schon, dass wir das eine oder andere Tänzchen vornehmen werden. Das große Problem ist, dass wir am Sonntag schon wieder einen Teambewerb haben, aber Montag ist vielleicht frei."
Finden Sie es schade, dass schon 24 Stunden später der Teambewerb stattfindet?
Morgenstern: "Nein. Ob morgen oder übermorgen, du wirst dich trotzdem nicht 'wegsprengen'. Man wird anstoßen, aber sonst Profi genug sein. Am Sonntag geht's einer für alle und alle für einen."
Sind Sie eigentlich müde nach der langen Saison?
Morgenstern: "Ich fühle mich, so als ob die Saison jetzt anfangen könnte."
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