E-Mobilität neu gedacht: Warum E-Mobilität alleine möglicherweise nicht der Weisheit letzter Schluss ist, welche Lösungen es sonst noch gibt und was das Vorarlberger Unternehmen „Obrist“ damit zu tun hat.
Es scheint - wie so vieles dieser Tage - ein regelrechter Glaubenskrieg zu sein: auf der einen Seite die Befürworter der Elektromobilität. Auf der anderen Seite jene, die sie als große Lüge bezeichnen. Die Wahrheit liegt wohl in der Mitte bzw. ist sie von Fahrzeug zu Fahrzeug verschieden. Wer beispielsweise eine eigene Photovoltaikanlage auf dem Dach hat und sein E-Auto ausschließlich zuhause lädt, trägt selbstverständlich dazu bei, die CO2-Emissionen zu reduzieren. Allein: Nur die wenigsten produzieren ihren eigenen Solarstrom.
Abgesehen davon kommt man über kurz oder lang nicht daran vorbei, an einer öffentlichen Ladestation zu „tanken“. Und dort wird aktuell in der Regel kein reiner Ökostrom angeboten, sondern ein Strommix aus Kohle, Erdgas, Kernkraftwerken, Wind- und Solarenergie. Zudem gelten auch für jede Region und für jedes Land andere Parameter: Einem Bericht im deutschen Magazin „auto motor und sport“ zufolge emittiert etwa ein VW ID.3 je nach Nutzungsland völlig unterschiedliche Mengen an CO2. Da Frankreich seit Jahrzehnten auf Atomstrom setzt, der fast CO2-frei hergestellt wird (allerdings auch radioaktive Abfälle erzeugt), fallen dort nur 11,5 g/km CO2 an. In Deutschland sind es indes 91,2 g/km und in Polen, wo der Strom fast vollständig aus Kohle erzeugt wird, sind es gar 167,7 g/km. Ein sparsamer Verbrenner wäre im Osten folglich umweltfreundlicher als ein E-Auto.
„Made im Ländle“
Nichtsdestotrotz stellen zahlreiche Studien unterm Strich Elektromobilen ein besseres Zeugnis im Vergleich zu Verbrennern aus, was vor allem am hohen Wirkungsgrad des Motors liegt. Und Fakt ist: Um die EU-Klimaziele zu erreichen, werden wir nicht umhinkommen, auf den Straßen einen Beitrag zu leisten - in welcher Form auch immer.
Beim Lustenauer Unternehmen „Obrist Powertrain“, das seit 25 Jahren CO2-neutrale Komponenten für die Automobilbranche herstellt und sich seit 2011 überdies mit dem Thema E-Mobilität auseinandersetzt, ist man davon überzeugt, dass der elektrische Antrieb die Zukunft sein wird. Allerdings, so Kommunikationschef Thorsten Rixmann, stelle sich die Frage, woher der Strom komme und wie dieser gespeichert werden kann. Auf kurzen Strecken bzw. im urbanen Bereich mache E-Mobilität durchaus Sinn. Bei längeren Strecken sehe die Lage allerdings anders aus, zudem dürfe man nicht den Fehler machen, Stromautos zum Allheilmittel zu erhöhen: „Global betrachtet wird reine E-Mobilität langfristig nicht funktionieren“, sagt Rixmann.
Im urbanen Bereich macht E-Mobilität durchaus Sinn. Global betrachtet wird reine E-Mobilität aber nicht funktionieren.
Thorsten Rixmann, Obrist
Batterie und Motor
Bei „Obrist“ hat man daher ein alternatives Antriebskonzept entwickelt, den sogenannten „Hyperhybrid“. Vereinfacht erklärt, fährt das Auto mit dieser Technologie bis Tempo 65 km/h mit der Kraft der Batterie. Bei höherer Geschwindigkeit oder niedrigem Ladestand übernimmt ein zusätzlicher Verbrennungsmotor, der mit E-Methanol betrieben wird. Grundlage dafür ist ein kleiner Generator, der ausschließlich Strom erzeugt - für Klimaanlage, Licht, aber eben auch, um die Batterie aufzuladen. Laut „Obrist“ kommt das Auto somit auf eine Reichweite von bis zu 1000 Kilometer. Bis 2025 soll es serienreif produziert werden können, derzeit verhandle man mit einem großen Lizenznehmer.
Und was ist eigentlich E-Methanol? „Im Prinzip verflüssigte Sonne“, so Rixmann. „E-Methanol kann in großen Photovoltaikfabriken am Sonnengürtel der Erde erzeugt werden. Es ist leicht zu speichern, gut zu transportieren und verfügt über eine hervorragende Energiedichte.“ Geht es nach „Obrist“, sei es nur eine Frage der Zeit, Partner und Investoren von dieser Idee zu überzeugen.
Nicht auszuschließen also, dass ein Vorarlberger Unternehmen künftig einen großen Beitrag zur Reduktion der CO2-Emissionen leisten wird. Es wäre eine tolle Erfolgsgeschichte.
Kommentare
Da dieser Artikel älter als 18 Monate ist, ist zum jetzigen Zeitpunkt kein Kommentieren mehr möglich.
Wir laden Sie ein, bei einer aktuelleren themenrelevanten Story mitzudiskutieren: Themenübersicht.
Bei Fragen können Sie sich gern an das Community-Team per Mail an forum@krone.at wenden.