„Es wird nur schlimmer werden. Es ist besser zu gehen.“ Die Meinung vieler Afghanen, die aus Angst vor den vorrückenden Taliban nun ihre Heimat verlassen wollen. Nach Iran, Pakistan oder Europa. Und es war die Meinung der USA und der NATO, als man beschloss, nach 20 Jahren Krieg, Billionen (!) Dollar Kosten und Tausenden Toten ein chaotisches Afghanistan wieder sich selbst zu überlassen. Die Taliban benötigten nur wenige Monate, um weite Teile des Landes zurückzuerobern.
Der Friedensvertrag zwischen den USA und den Taliban aus dem letzten Jahr ist das Papier nicht wert, auf dem er unterzeichnet wurde. Die afghanische Regierung war in die Verhandlungen nicht eingebunden. Die Botschafterin in Österreich, Manizha Bakhtari, sagte auf die Frage, ob man den Taliban trauen kann: „Nein.“
Umso verwunderlicher ist es, dass die USA, NATO und Co. tatsächlich glaubten, die Steinzeitislamisten würden sich an diesen Deal halten. Dass die NATO nun in Sorge um die Menschen in Afghanistan ist, kommt Heuchelei gleich. Dass die USA mit dem erhobenen Zeigefinger drohen und die Taliban bitten, sie mögen doch friedlich bleiben, ist geradezu zynisch. Die USA hat über Nacht ein Vakuum am Hindukusch hinterlassen, das Russland, China und Pakistan füllen werden. Warlords werden mit Geld und Waffen beliefert. In einem Land, in dem seit 40 Jahren Krieg herrscht, wird das Resultat Tod, Zerstörung und Flucht sein.
„Es wird schlimmer werden. Es ist besser zu gehen.“ Das denken sich jetzt schon viele Afghanen. Logisch. Die USA und die NATO sind schon gegangen. Aber immerhin haben sie ihre Besorgnis ausgedrückt.
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