Barcelona hatte in den 1990er-Jahren sein „Dream Team“, Real die „Galaktischen“ - in Paris hat sich mit Lionel Messi nun ein neues Superteam gebildet! Nach der Verpflichtung des Argentiniers wurde eine Parallele zu den Madrilenen gezogen, die nach der Jahrtausendwende rund um Zinedine Zidane, Luis Figo und David Beckham einige Weltstars ins Bernabeu-Stadion holten. Die französische Sportzeitung „L‘Equipe“ fasste zusammen: „Mit Lionel Messi stößt PSG in eine neue Galaxie vor.“
Die Sturmlinie mit Messi, Neymar und Kylian Mbappe alleine verspricht zum großen Ärgernis für gegnerische Defensivreihen zu werden. Zwischen dem Argentinier und dem Brasilianer dürfte die Chemie stimmen, spielten doch beide schon bei Barcelona zusammen. Dort hieß der dritte Mann im südamerikanischen „Dreizack“ Luis Suarez. 364 Tore in drei Saisonen schossen Messi, Neymar und Suarez, 2015 holten sie für Barca das Triple aus Liga, Cup und Champions League.
Es darf abgewartet werden, wie sich der französische Weltmeister Mbappe einfügen wird. Ausgerechnet Real Madrid soll an der Verpflichtung des im kommenden Sommer ablösefreien 22-Jährigen arbeiten. Das nächste Ziel für PSG ist deshalb klar: Mbappe soll gehalten werden, um Historisches in Angriff zu nehmen - den erstmaligen Gewinn der Champions League. Das strebt im Finish seiner Karriere auch Messi an. „Ich weiß, dass meine Ziele und die von PSG dieselben sind“, betonte der 34-Jährige bei seiner Präsentation erneut.
Der ehemalige argentinische PSG-Stürmer Carlos Bianchi stellte als Kommentator der „L‘Equipe“ fest: „Paris hatte große Transfers, aber Messi ist außerhalb der Norm.“ So wird die neue Nummer 30 im Kader den Gehaltsrahmen bei PSG mit seinen 35 Millionen Euro netto, die der sechsfache Weltfußballer im Jahr verdienen soll, sprengen. Laut Angaben der „L‘Equipe“ vom Frühjahr lag Neymar mit 2,5 Millionen Euro im Monat netto bisher voran. Mbappe folgte als Nummer zwei mit 2,1 Millionen, die sich bei einer Vertragsverlängerung noch einmal erhöhen werden. In Frankreich wurde spekuliert, dass PSG den Franzosen womöglich abgeben wird, um Messis Kosten zu refinanzieren.
Präsident Nasser El Khelaifi sagte am Mittwoch dazu kurz und knapp: „Er ist ein Spieler von Paris.“ Mbappe soll bleiben. „Er wollte ein schlagkräftiges Team und ich denke, wir haben das wettbewerbsfähigste der Welt. Deshalb gibt es keine Entschuldigungen für ihn. Er kann nicht anders, als zu bleiben“, scherzte der Katarer. Geld spielt bei Eigentümer Qatar Sports Investments (QSI), einer vom Staat Katar finanzierten Gesellschaft, scheinbar keine Rolle. Auf eine Frage, wie der Coup mit dem Financial Fairplay der UEFA einhergehe, winkte El Khelaifi ab. „Wir schauen auf das Financial Fairplay. Alles wird innerhalb des Regulativs bleiben.“
In Spanien regte sich indes Unmut. „Die Art und Weise, in der (UEFA-Präsident) Ceferin die Richtlinien des finanziellen ‘Fairplay‘ außer Acht lässt und es verschiedenen staatlichen Klubs oder solchen mit ‘Petromillionären‘ im Rücken erlaubt, dieses Thema völlig zu ignorieren, ist beschämend“, schrieb die Sportzeitung „AS“ am Dienstag. PSG soll jedoch nun immerhin gewillt sein, zu sparen. So habe der Klub die Nationale Kontroll- und Managementabteilung der französischen Liga davon in Kenntnis gesetzt, Gehälter abzubauen. Zehn Spieler soll der Klub gewillt sein, abzugeben. Darunter auch Angreifer Mauro Icardi, den PSG erst im Vorjahr um mehr als 50 Millionen Euro verpflichtet hatte.
Auf der Ausgabenseite hat Frankreichs Vizemeister - Lille gelang vergangene Saison eine Überraschung - im Sommer für Ablösen verhältnismäßig nicht so viel ausgegeben. Für Rechtsverteidiger Achraf Hakimi überwies Paris 60 Millionen Euro an Real Madrid, für Mittelfeldmann Danilo Pereira 16 Millionen an den FC Porto. Das Duo Neymar (222 Millionen) und Mbappe (145 Millionen) kostete dem Klub vor wenigen Jahren noch Ablösesummen von insgesamt über 360 Millionen Euro. Die Millionen liegen nun in den Gehältern begraben. Sergio Ramos (davor Real), Georginio Wijnaldum (Liverpool), Torhüter Gianluigi Donnarumma (Milan) und Messi kamen ablösefrei. Ramos soll laut Medienberichten 15 Millionen im Jahr erhalten, Donnarumma 10.
Mit nun auch Messi in der Mannschaft stellen sich einige Beobachter auch die Frage, inwiefern so viele Stars in einer Auswahl für das Teamgefüge günstig sind. Die Trainer Unai Emery und Thomas Tuchel scheiterte daran, die Interessen in ihr Korsett zu zwängen. Mauricio Pochettino soll dies gelingen. Einer seiner Pluspunkte: Als Argentinier sollte er mit den vielen Südamerikanern im Kader klarkommen. Das große Ziel soll verbinden. Für Messi ist PSG die letzte Chance, die Champions League zum insgesamt fünften Mal zu gewinnen. Die Fans der Pariser feierten dieser Tage bereits, als wäre es schon gelungen ...
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