Langzeitarbeitslos

„Maßnahmen greifen zu kurz“

Vorarlberg
13.08.2021 06:30

Mehr als 3000 Menschen in Vorarlberg sind mittlerweile langzeitarbeitslos, das sind doppelt so viele wie noch vor einem Jahr - die „Krone“ berichtete. Arbeiterkammer-Präsident Hubert Hämmerle sieht jetzt vor allem die Politik in der Pflicht. Die derzeitigen Schulungsmaßnahmen würden viel zu kurz greifen, es sei höchste Zeit, einen erweiterten Arbeitsmarkt zu etablieren.

Elf Millionen Euro investiert das AMS Vorarlberg allein in diesem Jahr, um langzeitbeschäftigungslose Menschen wieder in den Arbeitsmarkt zu integrieren. Mit dem Geld werden Qualifizierungen und Förderungen bezahlt, des weiteren sollen über den sogenannten zweiten Arbeitsmarkt, also über sozialökonomische Betriebe wie etwa die Integra, Langzeitarbeitslose behutsam aufgebaut werden. All diese Maßnahmen seien zwar wichtig und richtig, sie hätten allerdings ein gemeinsames Manko, meint Hämmerle - sie seien allesamt zeitlich Befristung. Die logische Konsequenz: Wird in der gesetzten Frist eine Integration am Arbeitsmarkt verfehlt, geht es zurück in die Arbeitslosigkeit.

Für Hämmerle gibt es nur eine Möglichkeit, wie diesem Dilemma beizukommen ist: Ein erweiterter Arbeitsmarkt soll als „Chancen-Markt“ neue Perspektiven für Langzeitarbeitslose schaffen. Gemeint sind damit dauerhafte und sozialversicherungspflichtige Arbeitsverhältnisse für Menschen, die zwar eine grundsätzliche Beschäftigungsfähigkeit aufweisen, aufgrund bestimmter Einschränkungen am Arbeitsmarkt aber nicht Fuß fassen können. „Es geht darum, Beschäftigung zu finanzieren und nicht die Arbeitslosigkeit. Im Ländle bräuchten wir rund 1000 solcher Arbeitsplätze.“

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Die wichtigste Funktion des Arbeitslosengeldes ist die Existenzsicherung. Wenn Menschen unter der Armutsgrenze leben, hat es sein Ziel verfehlt.

Reinhard Stemmer, ÖGB-Landesvorsitzender

Geld erhöhen
Der ÖGB-Landesvorsitzender Reinhard Stemmer hat sich ebenfalls Gedanken über die hohe Zahl der Langzeitarbeitslosen - und vor allem deren zum Teil dramatische finanzielle Lagen gemacht. Er bezieht sich dabei auf eine aktuelle Studie, nach der fast alle Arbeitslose an oder unter Armutsgrenze leben. „Das Arbeitslosengeld hat in vielen Fällen in seiner Funktion der Existenzsicherung versagt“, findet Stemer. Deshalb müsse es endlich erhöht werden, bevor noch mehr Menschen und deren Familie in die Armut schlittern. „Falsch ist das Argument, wonach ein höheres Arbeitslosengeld die Motivation, sich eine Arbeitsstelle zu suchen, verringert.“ In Belgien etwa bekommen Arbeitssuchende 90 Prozent ihres letzten Nettoeinkommens. Die Arbeitslosenquote lag dort vor der Krise (2019) bei 5,36 Prozent

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