Was man sich beim Streaming-Riesen Netflix ansehen kann, hängt davon ab, von wo aus man auf den Katalog zugreift. US-Nutzer haben Zugriff auf andere Inhalte als Österreicher. Manche User umgingen diese Problematik bisher mit VPN-Diensten, die Netflix einen anderen Standort vortäuschen. Doch das will man nicht länger hinnehmen: Netflix hat im Kampf gegen VPN-Dienste zahlreiche IP-Adressen gesperrt - und dabei auch Kunden erwischt, die eigentlich gar kein VPN nutzen.
Das berichtet das auf Filesharing-Themen spezialisierte Nachrichtenportal „TorrentFreak“. Netflix gehe schon seit einigen Jahren gegen das Umgehen von Ländersperren per VPN-Dienst vor, nun habe der Streaming-Riese seine Bemühungen noch einmal verstärkt, heißt es dort. Dabei wurden allerdings nicht nur VPN-Nutzer getroffen, sondern auch ganz normale Kunden in den USA. Viele von ihnen beschweren sich, dass sie zwar noch auf die Netflix-Eigenproduktionen zugreifen können, sonst aber auf nichts mehr. Damit will Netflix juristischem Ungemach mit Medienkonzernen vorbeugen, die ihre Inhalte nur für gewisse Länder lizenzieren.
Hintergrund: VPN-Anbieter, die meist gegen Gebühr einen Netzwerktunnel in ein anderes Land anbieten, damit es wirkt, als würde sich der Kunde dort befinden, liefern sich seit Jahren ein Katz- und Mausspiel mit Netflix. Der Streaming-Riese sperrt ihre IP-Adressen, die Anbieter kontern, indem sie sich möglichst unauffällige neue IP-Adressen zulegen - etwa von gängigen Internet-Providern im Land, in dem der VPN-Tunnel enden soll.
Liste blockierter IPs wird laufend aktualisiert
So kommt es, dass Netflix die Liste der blockierten IP-Adressen laufend aktualisiert, die VPN-Anbieter halten mit immer neuen IP-Adressen dagegen. Bei der letzten Aktion gegen VPN-Nutzer scheint Netflix nun allerdings auch etliche Kunden, die gar kein VPN-Angebot nutzen, von den meisten Inhalten ausgesperrt zu haben.
Der Kollateralschaden ist, dass man jetzt Hunderttausende legitime private Netflix-Abonnenten davon abhält, auf den kompletten Netflix-Katalog in ihrem Heimatland zuzugreifen.
Statement des VPN-Dienstes WeVPN
Wie der VPN-Anbieter WeVPN meldet, der Nutzern IP-Adressen großer US-Internetprovider wie AT&T oder Verizon zuweist, hat Netflix massenhaft private IP-Adressen auf die schwarze Liste gesetzt. „Der Kollateralschaden ist, dass man jetzt Hunderttausende legitime private Netflix-Abonnenten davon abhält, auf den kompletten Netflix-Katalog in ihrem Heimatland zuzugreifen.“ Tatsächlich melden in sozialen Medien viele Netflix-Nutzer, dass sie mit ihren Accounts nur noch auf die Eigenproduktionen zugreifen können. Alle anderen Inhalte fehlen.
Netflix rät: Bitte an den Provider wenden!
Netflix hat auf einige Berichte in den sozialen Medien reagiert und empfiehlt gegenüber einem betroffenen Twitter-User: „Wenn Sie keine Proxys, VPN-Dienste oder andere Routing-Software haben und trotzdem diese Benachrichtigungen sehen, kontaktieren Sie Ihren Provider! Dort wird man feststellen können, warum Ihre IP-Adresse mit Proxy- oder VPN-Nutzung in Verbindung gebracht wird.“ Der Kunde, der nicht auf den üblichen Netflix-Katalog zugreifen konnte, wurde also an den Internetprovider weitergereicht.
Bei den VPN-Anbietern, die man mit der neuen Blacklist aus dem Netflix-Katalog aussperren wollte, hat man binnen 24 Stunden gegengesteuert. WeVPN meldet ebenso wie die Mitbewerber CyberGhost und Private Internet Access, dass man bereits wieder IP-Adressen zur Verfügung habe, die noch nicht auf der Netflix-Blacklist stehen.
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