CDU-Chef in der Krise

Kanzler-Direktwahl: Laschet kommt nur noch auf 12%

Ausland
12.08.2021 16:17

Die Umfragewerte für die deutsche Union und insbesondere für den Kanzlerkandidaten Armin Laschet sind in den vergangenen Wochen dramatisch gesunken. Eine aktuelle Forsa-Umfrage sieht die CDU/CSU bei 23 Prozent - und damit nur noch knapp vor den Grünen mit 20 Prozent und der SPD mit 19 Prozent. Laschet kommt in der Kanzler-Direktwahl-Umfrage gar nur noch auf zwölf Prozent Zustimmung. Angesichts der schwachen Umfragewerte fordern führende CDU-Politiker mehr Schwung im Wahlkampf der eigenen Partei.

Schleswig-Holsteins Ministerpräsident Daniel Günther sagte dem „Handelsblatt“ zum bisherigen Wahlkampf: „Das überzeugt niemanden.“ Es brauche nun eine stärkere inhaltliche Auseinandersetzung. „Wir müssen die Themen in den Mittelpunkt rücken, die für die Menschen wichtig sind.“ Der Anspruch von CDU/CSU müsse es sein, bei „mindestens 30 Prozent“ zu liegen.

„Werden unseren eigenen Ansprüchen nicht gerecht“
„Wir werden unseren eigenen Ansprüchen derzeit nicht gerecht“, kritisierte Günther. Auch der Ost-Beauftragte der deutsche Regierung und CDU-Bundestagsabgeordnete Marco Wanderwitz zeigte sich unzufrieden. „Als Union haben wir es bisher nicht geschafft, den Bürgern deutlich zu machen, dass wir mit Armin Laschet das beste Personalangebot und das beste inhaltliche Angebot haben“, sagte er der „Rheinischen Post“ aus Düsseldorf. „Da müssen wir nachlegen.“

Laschet lehnte eine Änderung seiner Wahlkampfstrategie indes ab. „Wir werben für uns und unsere Ideen“, sagte er bei einem Besuch im sächsischen Torgau. „Bei dieser Strategie bleibe ich.“ Einen schärferen Ton wolle er im Wahlkampf nicht pflegen - es gehe ihm um das „Werben für den eigenen Kurs“, das aber in „menschlicher Form“ erfolgen müsse. Persönliche Diffamierungen lehne er ab.

Gut sechs Wochen vor der deutschen Bundestagswahl sackt Kanzlerkandidat Armin Laschet (Union) in den Umfragen immer weiter ab. (Bild: AFP)
Gut sechs Wochen vor der deutschen Bundestagswahl sackt Kanzlerkandidat Armin Laschet (Union) in den Umfragen immer weiter ab.

CSU gibt sich kämpferisch
Trotz sinkender Umfragewerte sei für die Union - die CDU und ihre bayerische Schwesterpartei CSU - gut sechs Wochen vor der Wahl nichts verloren, sagte Wanderwitz. „Mein Gefühl ist, viele Wähler wissen noch gar nicht so wirklich, wem sie das Land nach Angela Merkel anvertrauen wollen. Da muss die CDU herausarbeiten, dass Rot-Rot-Grün oder eine Ampel unser Land in eine linke Sackgasse führen würden.“

Ministerpräsident Günther warnte seine Partei aber vor einer Debatte über den Kandidaten. „Die Frage, wer für uns als Spitzenkandidat in den Wahlkampf zieht, haben wir als Union beantwortet“, betonte Günther. „Wir sind klug beraten, jetzt alle an einem Strang zu ziehen.“ Den Appell zur Geschlossenheit bezog er ausdrücklich auch auf die CSU. „Denn ein gemeinsamer Erfolg, den wir mit Geschlossenheit erreichen, ist auch ein Erfolg für die CSU“, sagte Günther.

Laschet machte während Hochwasserkatastrophe keine gute Figur
Als Grund für die bisherigen Schwierigkeiten der Union im Wahlkampf nannte der CDU-Politiker die Hochwasserkatastrophe in Deutschland, welche Laschets Aufmerksamkeit als Ministerpräsident des stark betroffenen Bundeslands Nordrhein-Westfalen erfordert und ihn am Wahlkampf gehindert habe. „Dadurch darf man in den Umfragen einen gewissen Hänger haben“, so Günther. „Aber Hänger heißt auch, dass es wieder aufwärts gehen muss.“

Laschet hatte seine Wahlkampftour am gestrigen Mittwoch mit dem Besuch eines Boxclubs für Jugendliche in Frankfurt am Main begonnen. Im Boxcamp Gallus zog er selbst Boxhandschuhe an und boxte im Ring ein paar Schläge mit einem Trainer. „Wir müssen endlich zu einem politischen Wahlkampf kommen, zu einer klaren Frontenstellung“, betonte der Kanzlerkandidat von CDU und CSU dabei.

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