USA schicken Soldaten
Taliban eroberten drittgrößte afghanische Stadt
Die radikalislamischen Taliban verzeichnen weitere Gebietsgewinne auf ihrem Eroberungszug durch Afghanistan. Nach Angaben aus Sicherheitskreisen der Regierung fiel die Stadt Herat nahe der Grenze zum Iran am Donnerstag in die Hände der Extremisten. „Wir mussten die Stadt verlassen, um weitere Zerstörung zu verhindern“, erklärten sie. Herat ist die elfte Provinzhauptstadt, die innerhalb einer Woche von den Taliban erobert wurde.
Zuvor war bereits die Eroberung der Stadt Ghazni, nur 150 Kilometer vor Kabul, gemeldet worden. Der Vorsitzende des Provinzrates von Ghazni, Nassir Ahmed Fakiri, erklärte: „Die Taliban haben die Kontrolle über die wichtigsten Bereiche der Stadt erlangt.“
Die strategisch wichtige Stadt Ghazni liegt an einer zentralen Verbindungsstraße zwischen Kabul und Kandahar. Auch die zweitgrößte Stadt Kandahar sowie Lashkar Gah sind schwer umkämpft. Die Regierung in Kabul kontrolliert neben der Hauptstadt lediglich noch eine Handvoll Gebiete und vielerorts belagerte Städte.
US-Soldaten sollen Flughafen in Kabul schützen
Die USA werden rund 3000 zusätzliche Soldaten zeitweise nach Afghanistan verlegen, um die Sicherheit am Flughafen Kabul zu verstärken. Es gehe darum, die Reduzierung des US-Botschaftspersonals zu unterstützen, erklärte der Sprecher des US-Verteidigungsministeriums, John Kirby, am Donnerstag. Diese könne auch die Sicherung von Konvois von und zum Flughafen umfassen, sagte er.
Das US-Militär will das Land eigentlich bis Ende August verlassen. Zurückbleiben sollen dem Vernehmen nach nur einige Hundert Soldaten - vor allem um die US-Botschaft zu schützen. Deren Personal wird nun auch rascher als zuletzt geplant reduziert, erklärte Ned Price, Sprecher des Außenministeriums.
USA und EU drohen Taliban mit Isolation
Er stellte am Donnerstag bereits die Möglichkeit in den Raum, dass die Taliban auch wieder die Macht in Kabul übernehmen könnten. Eine solche gewaltsame Machtübernahme werde die Internationale Gemeinschaft nicht anerkennen, sagte Price. Der EU-Außenbeauftragte Josep Borrell drohte den Taliban mit Isolation, sollten sie die Macht an sich reißen. Zudem forderte der EU-Chefdiplomat die Taliban auf, unverzüglichen wieder Gespräche aufzunehmen und einen dauerhaften Waffenstillstand herbeizuführen.
Im Falle eines Sieges der Taliban würden auch Hilfszahlungen nach Afghanistan eingestellt werden, betonte Price. Mit Blick auf die laufenden Verhandlungen zwischen den Taliban und der afghanischen Regierung im Emirat Katar appellierte Price an alle Parteien, sich auf einen gemeinsamen politischen Prozess für die Zukunft des Landes zu einigen.
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