Thomas Bernhard hat Bernhard Minetti, einem deutschen Jahrhundertschauspieler, mehrere Stücke auf den Leib geschrieben, darunter den Monolog „Minetti“: Ein alternder Schauspieler hockt in Ostende und wartet auf den Theaterdirektor, der ihm ein Comeback als „König Lear“ ermöglichen soll. Im Koffer eine „Lear“-Maske vom Fratzen-Maler James Ensor. Der Direktor kommt nicht. Zeit genug also, um – ganz typisch für die Texte Bernhards – als „Geisteskünstler“ Kunstkatastrophen heraufzubeschwören, um mit allem zu brechen und um sich selbst als besonderes Exemplar der Menschheit bis unter die Haut zu sezieren.
Vollendung Komposition
Klaus Maria Brandauers Darbietung im Toscana Kongress zog ab der ersten Sekunde in den Bann. Er las nicht nur, sondern er „war“ Minetti! Seine komplexe Intonation unterstrich und vollendete den Rhythmus der Sprachmusik, die Bernhard in dem Text zur Meisterschaft getrieben hatte. Jede Mimik, jede Geste ließ tiefer in die Schauspielerpersönlichkeit blicken, die „lebenslänglich“ von Ignoranz und Verhinderung gepeinigt wird, denn seine Kunst habe er, Minetti, 30 Jahre nur in einer Dachkammer ausgeübt, mit Ensors Maske...
Heftiger Beifall!
Ein unglaublicher Abend mit Brandauer, eine Sternstunde! Bestens ergänzt und verstärkt durch die Klavierbegleitung von Arno Waschk. www.festwochen-gmunden.at
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