Taliban triumphieren
Machtwechsel: Menschen fliehen in Massen aus Kabul
Während in Kabul eine Machtübergabe an die Taliban bevorsteht, Präsident Ashraf Ghani das Land verlassen hat und westliche Staaten beginnen, ihre Botschaftsmitarbeiter außer Landes zu bringen, flüchten zahlreiche Zivilisten aus der afghanischen Hauptstadt. In sozialen Medien kursieren Bilder von langen Autokolonnen, die die Stadt verlassen. Erste Länder haben zugesagt, Flüchtlinge aufzunehmen. Angesicht der erwarteten Fluchtbewegung drängt die EU-Kommission auf eine schnelle Einigung bei der europäischen Flüchtlingspolitik.
In einem Video auf Twitter ist zu sehen, wie die Straßen vollgestopft mit Autos von Flüchtenden sind. Medienberichten zufolge verließen Menschen zum Teil ihre feststeckenden Fahrzeuge und machten sich zu Fuß auf den Weg zum Flughafen. Angeblich fuhren einige Bewohner mit dem Auto auch direkt zum Flugfeld, ohne vorher durch eine Kontrolle zu gehen (siehe unten).
US-Botschaft verbrennt Dokumente
Die Evakuierung der US-Botschaft ist indes „in vollem Gange“, bis spätestens Dienstagfrüh soll sie abgeschlossen sein, berichtete CNN. Über dem Gebäude war am Sonntag Rauch zu sehen. Laut Aussage von US-Regierungsbeamten werden dort sensible Dokumente verbrannt, die nicht in die Hände der Islamisten fallen sollen (siehe auch Video oben). Die deutsche Botschaft wurde nach Informationen des Nachrichtenmagazins „Spiegel“ bereits evakuiert.
EU-Kommission fordert Einigung bei Migration
Angesichts des erwarteten Flüchtlingsstroms mahnt der Vizepräsident der EU-Kommission, Margaritas Schinas, eine rasche Einigung bei Europas Migrationspolitik ein. „Die Krise in Afghanistan, aber nicht nur sie, macht es noch offensichtlicher, dass jetzt der Zeitpunkt ist, sich über den neuen europäischen Migrationspakt zu einigen“, sagte Schinas der italienischen Tageszeitung „La Stampa“.
Eines der Probleme, das eine Übereinkunft der 27 Mitgliedsländer verhindere, sei, dass manche Länder glauben würden, die Migrantenströme seien ein „Problem“ der anderen. Die Krise in Afghanistan habe aber auch den widerspenstigsten Ländern gezeigt, dass der Druck auf die EU-Grenzen alle angehe.
Auf Bitte der USA: Albanien nimmt Flüchtlinge auf
Albanien will Afghanen vorübergehend aufnehmen, die vor den vorrückenden Taliban aus ihrem Land fliehen. Man komme damit einer Bitte der USA nach, erklärte Ministerpräsident Edi Rama am Sonntag auf Facebook. Auch sehe man sich als NATO-Mitglied dazu verpflichtet. Es gehe darum, Flüchtlinge aufzunehmen, die später in die USA gebracht werden sollen.
Kanada hatte bereits am Freitag erklärt, 20.000 gefährdete Afghanen aufnehmen zu wollen, um sie vor den Taliban zu schützen. Dazu zählten unter anderen Mitarbeiter von Menschenrechtsorganisationen, Journalisten und weibliche Führungskräfte, teilte der Minister für Einwanderung mit. Die Regierung in Ottawa hat bereits Dolmetschern, die für Kanada gearbeitet haben, und Botschaftsmitarbeitern in Afghanistan zugesagt, sie vor der Rache der Taliban zu schützen und ins Land zu lassen.
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