Der Osttiroler Leo Baumgartner (68) kennt die Berge der Alpen und findet für Hollywood dort die besten Drehorte für Blockbuster.
Abenteurer, Bergsteiger und ein Lebenskünstler: Aufgewachsen als Bergbauernbub in Oberdrum bei Oberlienz ist Leo Baumgartner heute einer der gefragtesten Locationscouts, der bereits mit Filmgrößen wie Jerry Bruckheimer, Matthew Vaughn und Sam Mendes zusammengearbeitet hat. Für Kino-Blockbuster wie etwa „King Arthur“, „Point Break“, „Bridget Jones“, „The Monuments Men“und „xXx - Triple X“ sowie „Spectre - James Bond 007“ hat Leo in den vergangenen drei Jahrzehnten die passenden Drehorte in den Bergen gefunden.
Die „Bergkrone“ traf den Osttiroler auf der Dolomitenhütte. „Siehst du die Berge hier? Sie dienten 1986 dem französischen Regisseur Jean-Jacques Annaud als Kulisse für seinen Film Der Bär. Er erzählt mit spektakulären Aufnahmen die Geschichte eines Grizzlys in den kanadischen Bergen. Der Film wurde komplett in Osttirol gedreht und mehrfach ausgezeichnet“, erzählt Baumgartner.
Über Bergsteiger- und Naturfachzeitungen, in denen Leo damals Berg- und Naturaufnahmen veröffentlicht hatte, ist das Filmteam auf den Osttiroler aufmerksam geworden. „Ich hatte bei meinen Bergtouren immer eine Kamera dabei, weil ich den Menschen im Tal zeigen wollte, wie die Berge sind und was man dort alles tun kann, außer Bergsteigen. Denn die Gipfel und Grate waren für mich immer mehr als einfach nur ein Sportgerät, sie waren und sind ein Lebensstil.“
Für Leo war „Der Bär“ damit der Einstieg ins Filmgeschäft. Für Annaud fand Leo auch die Kulisse für „Sieben Jahre in Tibet“: „Gedreht wurde mit Schauspieler Brad Pitt, der im Film den Kärntner Heinrich Harrer spielt, auch auf dem 2745 Meter hohen Hohen Sadnig im Mölltal. Für die Aufnahmen mussten wir damals das Gipfelkreuz abbauen und mit dem Hubschrauber ins Tal fliegen, um es nach Drehende wieder aufzustellen.“
Vom Maler zum Bergführer
Dabei hatte Leo anfangs überhaupt nichts mit Filmemacherei am Hut. Aufgewachsen auf einem Bauernhof, hätte der heute 68-Jährige eigentlich Maler werden sollen. Das klappte nicht. „Meinen ersten Rausch hatte ich wegen der Farben, ich vertrug die Chemikalien einfach nicht. Und der Arzt sagte zu mir, ich solle damit aufhören“, so Leo: „Das einzige was ich damals konnte, war gehen und klettern, also wurde ich Bergführer.“
Als junger Bursche sei er ja viel herumgekraxelt, und das Soloklettern sei für ihn damals die Vorstellung vom Klettern schlechthin gewesen. „Ich bin damals auch zum Alpenverein gegangen, weil ich wissen wollte, wie man allein durch die Laserwand klettern kann.“
Leo ging es nie um Rekorde, auch die höchsten Berge im Himalaya oder Karakorum reizten ihn nicht. Neue Herausforderungen motivierten ihn viel mehr. Heute blickt er auf zahlreiche Erstbegehungen in den Dolomiten zurück, aber auch auf Erstbesteigungen auf Grönland und im asiatischen Tian Shan-Gebirge sowie auf Mountainbiketouren quer durchs wilde Kirgistan.
„Ich leitete auch jahrelang eine Alpinschule in Lienz. Einmal erhielt sich sogar eine Einladung der russischen Gorbatschow-Regierung in den Kreml nach Moskau, weil sich die Russen über Konzepte für den Bergtourismus informieren wollten.“ Doch irgendwann wollte Leo nicht mehr bergführen und er konzentrierte sich aufs Filmgeschäft. Leo: „Das Entscheidende ist, dass dich jemand kennt, der dich weiterempfiehlt; anders hast du beim Film keine Chance.“ Immer hat der Osttiroler darauf geachtet, dass die Bergwelt und die Natur in den Filmen maximal gut in die Städte kommen. Durch die Filmproduktionen, die ich nach Osttirol gebracht habe, habe ich der Region Zigtausende Nächtigungen und einen Bekanntheitsgrad gebracht, was ich als Bergführer nie erreichen hätte können.
Um noch bessere Bilder produzieren zu können, hat Leo sogar eine eigene CableCam für Spielfilme entwickelt und auch patentieren lassen. Dabei profitierte er von seinem Wissen über Seiltechniken als Bergführer. „Die Kamera kam sogar bei den großen Schlachtszenen im Film King Arthur in Irland zum Einsatz“, so Leo: „Heute verwendet man für solche Aufnahmen Drohnen. Nur dort, wo nicht mit Drohnen geflogen werden darf, etwa in großen Sportstadien, kommt die CableCam noch zum Einsatz.“
Nach zwei Jahren Corona-Pause ist der Osttiroler wieder voll im Geschäft: „Ich habe mehrere Projekte laufen, auch eine große Hollywood-Produktion, für die ich 80 Locations finden muss.“ Täglich ist Leo deshalb ab 4 Uhr früh unterwegs, um die gesuchten Drehorte zu finden. „Ich starte so früh, weil da einfach weniger Verkehr ist.“
Über die Projekte selbst darf er nichts verraten: Alles streng geheim! An ein Aufhören denkt Leo übrigens nicht: „Solange das Telefon läutet und ich gefragt werde, werde ich arbeiten.“
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