Wegen Widerstands gegen die Staatsgewalt musste er ins Gefängnis, die Erfahrung hinter Gittern machte ihn berühmt: Mit dem Kabarettstück "Die große Häfenelegie" schrieb Herwig Seeböck in seinen vier Gefängnismonaten im Jahr 1964 ein Stück österreichischer Kleinkunst-Geschichte.
Herwig Seeböck wurde am 7. Dezember 1939 in Wien geboren. Er studierte zunächst an der Angewandten Malerei, entdeckte als Statist am Burgtheater allerdings schon bald das Schauspiel für sich. 25-jährig eskalierte ein Übermut in Grinzing: Als Seeböck mit einem Freund zwei Küchenmädchen im oberen Stock eines Wirtshauses besuchen will, werden sie für Einbrecher gehalten und von der Polizei gestellt. Seeböck habe eine Boxerstellung eingenommen und sich der Festnahme widersetzt, meinte der Inspektor. Notwehr, beteuerte der Verhaftete.
Schwerer Kerker
Viereinhalb Monate schwerer Kerker, lautete das Urteil - und hatte in der "Häfenelegie" mit ihren Charakterstudien, kriminellen Tipps und Alltagsphilosophien hinter Gittern fruchtbare Folgen. 1965 wurde das Stück am "Neuen Theater am Kärntnertor" in Wien uraufgeführt, wo Gerhard Bronner Seeböck bereits vor der Haft in sein Kabarett-Ensemble geholt hatte. Mehr als 3.000 Mal hat Seeböck das Stück daraufhin auf der Bühne selbst gespielt. Mittlerweile bringt es sein Sohn Jakob zur Aufführung.
Fortan wirkte Seeböck als Schauspieler, Kabarettist, Regisseur, aber auch Maler und Übersetzer. Von 1967 bis 1969 war er in Graz, nach seiner Rückkehr nach Wien wirkte er sowohl in Theaterstücken als auch in Filmproduktionen mit. Von 1970-73 und von 1977-79 war er am Volkstheater und zwischen 1973 und 76 am Burgtheater engagiert. Im Sommertheater im Sieveringer Steinbruch spielte er jahrelang Shakespeare. Ab 1981 arbeitete er als freier Schauspieler und Regisseur. Auch außerhalb Österreichs stand er auf der Bühne und für internationale Filmproduktionen vor der Kamera. Mit seiner Ehefrau, der Schauspielerin Erika Mottl, las er Karl Valentin und gründete das "Seeböck Ensemble".
Lehrer von Dorfer, Hader und Düringer
Neben seiner Regietätigkeit und der Schauspielerei unterrichtete der leidenschaftliche Dudelsack-Spieler unter anderem am Max Reinhardt-Seminar. Zu seinen privaten Schülern, denen er auch Fechtunterricht erteilte, zählte neben Alfred Dorfer, Andrea Händler und Josef Hader etwa Roland Düringer, mit dem er auch in "Muttertag" als Kaufhausdetektiv ("Hustinettenbär"), in "Hinterholz 8" sowie im Kabarett ("Roll over Rike") auftrat. Ein weiteres Hobby, das der schottischstämmige Abkömmling des MacLennon-Clans auch während Probepausen mit Inbrunst und Kilt verfolgte, war das Dudelsackspielen.
Vor einigen Jahren hat sich Seeböck von der Bühne zurückgezogen. "Ich war bis fünfzig so wild, dass mir das heute wehtut", hatte er vor einem Jahr in einem Ö1-Interview erzählt. "Mein wildes Leben rächt sich jetzt."
Foto: ORF
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