Nach den verheerenden Unwettern im Pinzgau und im Pongau hat nun das große Aufräumen begonnen. Der Regen hat noch in der Nacht aufgehört, deswegen ist man vorsichtig optimistisch, dass sich die Gesamtlage entspannt.
Hotspot Reinbachsiedlung im Pongauerischen St. Johann: Nach den heftigen Unwettern samt Hagel, Starkregen und Windböen beginnen die hiesigen Feuerwehren nun mit der Schadensbegrenzung. Sie pumpen Keller und Garagen aus und machen Straßen wieder befahrbahr. Bis drei Uhr früh dauerte der Unwettereinsatz in der Nacht von Montag auf Dienstag. Doch für die Einsatzkräfte gab es nur eine kurze Pause: Seit den frühen Morgenstunden sind sie schon wieder im Einsatz.
Doch nicht nur im Pongau, auch im Pinzgau haben die Unwetter großen Schaden verursacht. Mehr als 100 Personen wurden von den Einsatzkräften wegen Muren und Hochwasser in Sicherheit gebracht, auch Verletzte gab es zu beklagen. In diesen Stunden berurteilen der Katastrophenschutz, Wildbach- und Lawinenverbauung, der Landesgeologische Dienst und die Straßenverwaltung die aktuelle Lage - teilweise auch mittels Erkundungsflügen.
Pongau: Versorgung in der Kaserne
Im Pongau ist der Zivilschutzalarm für die Reinbachsiedlung aufgehoben, die Aufräumarbeiten laufen im gesamten Bezirk. Rund 70 Personen wurden hier in der Nacht aus ihren Fahrzeugen gerettet, da sie auf der Wagrainer Straße von zwei Muren eingeschlossen wurden - darunter waren auch viele Urlauber und Familien. Etwa 50 von ihnen werden aktuell noch in der Kaserne versorgt.
Wagrain ist derzeit nur von Flachau erreichbar, die Wildbachsperren in den Tälern werden mittels Erkundungsflügen kontrolliert, um Sofortmaßnahmen ergreifen zu können.
Pinzgau: Rund um die Salzach entspannt sich die Lage
Nachdem der Pegelstand der Salzach bei Mittersill am Montagabend die Fünf-Meter-Marke erreicht hat, wurde die Hubbrücke gehoben, um Verklausungen zu verhindern. Im Laufe der Nacht stieg der Pegel noch auf 5,30 Meter. Inzwischen steht er bei knapp 3 Metern. Nachdem die Niederschläge in der Nacht nachgelassen haben, entspannt sich die Lage rund um die Salzach merklich.
Auch hier sind die Einsatzkräfte dabei, die Schadensstellen zu beheben. Das betrifft beispielsweise Wildbachsperren, die derzeit geräumt werden. Im Ortsteil Schwarzenbach der Gemeinde Dienten am Hochkönig hat eine Mure am Montagabend einen Reisebus und ein Auto erfasst, eine Person wurde schwer, zwei weitere leicht verletzt. Ein naheliegender Bach ist stark verklaust und wird derzeit geräumt
Als kritische Stelle hat Manfred Pongruber vom Katastrophenschutz der Bezirkshauptmannschaft Zell am See die Situation am Bahnhof Krimml beschrieben. Drei Mal in drei Tagen war dieser Bereich von Vermurungen betroffen. Gestern Abend wurde das Gebiet großräumig evakuiert. Zur schnellen Räumung der Gefahrenstellen wurde deshalb heute ein Assistenzeinsatz des Bundesheeres angefordert. Eine Garnitur der Pinzgauer Lokalbahn ist verschütte, sie muss mit schwerem Gerät befreit werden.
Alle helfen zusammen
Bernhard Gratz, Pinzgauer Bezirkshauptmann, beschrieb am Dienstagvormittag die Lage im Bezirk: „Zum Glück sind die Pegelstände an der Salzach seit einigen Stunden rückläufig, wir erwarten uns mit der Wetterbesserung im Laufe des Tages eine Entspannung der Situation im Bezirk. In der Nacht haben die heftigen Niederschläge allerdings wieder große Schäden, vor allem an Straßen und Infrastrukturen verursacht, die aktuell vor Ort begutachtet und behoben werden. Wir als Behörde, die Einsatzkräfte und natürlich auch die Bevölkerung stehen in dieser schwierigen Situation zusammen.“
Gerald Valentin und Ludwig Fegerl vom Landesgeologischen Dienst konnten sich am Dienstag bei Erkundungsflügen einen ersten Eindruck von den Unwetterschäden im Pongau und Pinzgau machen. Es gibt große Schäden im Wald, Wildbach-Sperren wurden angefüllt und die Wagrainer Straße ist meterhoch vermurt, wie die Landeskorrespondenz informierte. Die Prognose ist optimistisch aufgrund des stabileren Wetters in den kommenden Tagen.
„Es gibt einen schmalen Unwetterstreifen, nur circa 500 Meter breit, von St. Johann bis Flachau“, schilderte Landesgeologe Valentin, der sich im Pongau einen Überblick verschaffte. „In diesem sind die Schäden allerdings groß. Es hat hier extremen Niederschlag gegeben, viele Bäume sind geknickt, die Wildbach-Sperren angefüllt.“ Am schlimmsten habe es aus derzeitiger Sicht die Wagrainer Straße getroffen. „Sie wurde meterhoch vermurt, teils sogar weggerissen.“
Derzeit sei man dabei, sich zu den zwischen zwei Muren eingeschlossenen Autos durchzukämpfen und sie eventuell heute noch zu bergen. „Bis die Straße wieder geöffnet werden kann, dauert es aus meiner Sicht Wochen“, meinte Valentin. Das prognostizierte stabilere Wetter in den nächsten Tage werde den Behörden und der Wildbach- und Lawinenverbauung auch Zeit verschaffen, um die Sperren auszubaggern und deren Schutzwirkung wieder herzustellen.
Kommentare
Da dieser Artikel älter als 18 Monate ist, ist zum jetzigen Zeitpunkt kein Kommentieren mehr möglich.
Wir laden Sie ein, bei einer aktuelleren themenrelevanten Story mitzudiskutieren: Themenübersicht.
Bei Fragen können Sie sich gern an das Community-Team per Mail an forum@krone.at wenden.