Doch „America first“

US-Abzug: Bidens Rede voller Wahrheitsbeugungen

Ausland
17.08.2021 20:00

Der überhastete Rückzug der US-Truppen aus Afghanistan und die Rückkehr der Taliban an die Macht am Hindukusch hätten nicht zwingend das bestimmende Thema von Joe Bidens Präsidentschaft sein müssen. Dank seiner Rede im Weißen Haus - Biden erklärte den Rückzug - weiß nun die Welt, dass auch für ihn „America first“ („Amerika an erster Stelle“) gilt. Die Rede steckte voller Wahrheitsbeugungen.

  • Biden hatte nach seiner Inauguration der Welt versichert: „Amerika ist wieder da.“ Kein „Amerika zuerst“ mehr, die USA sind bereit, erneut die westlichen Demokratien anzuführen. Wenige Monate später ist davon nichts mehr übrig.
  • Biden rechtfertigte bei seiner Rede im Weißen Haus den Rückzug aus Afghanistan erneut als „alternativlos“. Das stimmt nicht. Seine Militärberater hätten ihm laut „Wall Street Journal“ davon abgeraten.
(Bild: APA/AFP/Wakil KOHSAR)
  • Biden behauptete, die US-Intervention in Afghanistan habe nie als Ziel gehabt, einen Demokratisierungsprozess einzuleiten und beim Aufbau einer freien Nation zu helfen. Sondern immer nur den Kampf gegen den Terror. Und diesen habe man gewonnen. Auch das stimmt nicht. Biden selbst - neben George W. Bush - gab 2001 und erneut 2003 zu Protokoll, dass das Ziel eine stabile Gesellschaft und eine demokratische Regierung in Afghanistan sein müsse, weil ansonsten Chaos herrschen würde: „Der Wiederaufbau des Landes hat oberste Priorität.“ Erst ab 2009 änderte er seine Meinung.
  • Noch Anfang Juli meinte Biden, die Wahrscheinlichkeit, dass die Taliban erneut an die Macht kämen, sei verschwindend gering. Außenminister Antony Blinken sagte am 7. Juli: „Die US-Botschaft wird in Afghanistan bleiben, und wir setzen unsere Aufbau-Programme fort.“ Die US-Botschaft wurde bereits evakuiert.
  • Und Biden gab allein der afghanischen Armee die Schuld an der Misere. Er sehe nicht ein, warum US-Soldaten in einem Krieg sterben sollten, den die Afghanen nicht kämpfen wollen. Seit 2014 starben bei Kämpfen und Anschlägen fast 50.000 Soldaten der afghanischen Armee.
Porträt von Kronen Zeitung
Kronen Zeitung
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