Tödlicher Einsatz
Pakistan: Minister wegen Blasphemie-Gesetz erschossen
Ein Augenzeuge berichtete dem Sender Dunya TV, ein weißes Auto habe vor dem Wagen Bhattis angehalten. Zwei Männer seien herausgesprungen und hätten von vorne und von der Seite das Feuer eröffnet. "Dann schauten sie nach, um sicherzugehen, dass er nicht überleben wird, und flohen in ihrem Auto." Bhattis Fahrer habe den Kugelhagel überlebt und seinen Arbeitgeber zum Krankenhaus gefahren. Doch die Ärzte konnten nichts mehr für den Minister tun.
Nach Polizeiangaben wurde Bhatti von mindestens zehn Kugeln getroffen. Wie aus Geheimdienstkreisen zu erfahren war, hinterließen die Attentäter ein Flugblatt am Tatort, bevor sie die Flucht ergriffen. Darauf habe sich eine Taliban-Gruppe aus der Provinz Punjab zu der Tat bekannt, sagte ein Geheimdienstmitarbeiter, der anonym bleiben wollte. Auf dem Flugblatt sei gestanden, all jene, die Änderungen am Blasphemiegesetz forderten, würden getötet werden.
Bhatti für seine Überzeugung gestorben
Bhatti hatte sich immer für Änderungen des umstrittenen Gesetzes stark gemacht, zuletzt hatte er sich für die Christin Asia Bibi eingesetzt, die wegen Blasphemie von einem Gericht im Punjab zum Tode verurteilt wurde. Der Fall ist nun vor dem Obersten Gericht in Lahore anhängig.
Wegen seines Einsatzes hatte der 45-jährige Bhatti wiederholt Morddrohungen aus islamistischen Kreisen erhalten. Noch im vergangenen Monat betonte er, dass er bereits sei, notfalls für seine Haltung zu sterben.
Streit um das Blasphemie-Gesetz tobt
In Pakistan tobt ein Streit um das Blasphemie-Gesetz, das für "Gotteslästerung" und Beleidigung des Islam die Todesstrafe vorsieht. Die schwersten Strafen können bei der Schändung des Koran und des Namens des Propheten Mohammed verhängt werden.
Erst Anfang Jänner war der Gouverneur der wichtigsten pakistanischen Provinz Punjab, Salman Taseer, ermordet worden. Auch Taseer hatte sich für die zum Tode verurteilte Christin Bibi eingesetzt. Zahlreiche islamistische Politiker und Geistliche drückten anschließend ihre Sympathie und Unterstützung für den mutmaßlichen Mörder aus, einen der Leibwächter des Gouverneurs.
Kommentare
Da dieser Artikel älter als 18 Monate ist, ist zum jetzigen Zeitpunkt kein Kommentieren mehr möglich.
Wir laden Sie ein, bei einer aktuelleren themenrelevanten Story mitzudiskutieren: Themenübersicht.
Bei Fragen können Sie sich gern an das Community-Team per Mail an forum@krone.at wenden.