Ein Après-Ski-Wirt aus Flachau und seine Mutter haben sich am Donnerstag wegen Steuerhinterziehung in Höhe von rund 3,2 Millionen Euro am Landesgericht Salzburg verantworten müssen. Die beiden Gastronomen sollen massig Schwarzgeld gehortet haben. Bei Hausdurchsuchungen im September 2019 wurden 2,8 Millionen Euro auf 206 Sparbüchern und 780.000 Euro in bar entdeckt. Das nicht rechtskräftige Urteil: 1,3 Millionen Euro Geldstrafe für die Mutter und 1,2 Millionen Euro teilbedingt für den Geschäftsführer, beide Strafen zur Hälfte bedingt.
Kurz nach Prozessbeginn im Landesgericht beantragte der Verteidiger der Wirtsfamilie den Ausschluss der Öffentlichkeit. Den Antrag nahm der Richter an. Gegen Mittag erfolgte das Urteil nach einem Geständnis, wie Sprecher Peter Egger mitteilte: Neben den teilbedingten Geldstrafen setzte es auch für das Unternehmen im Rahmen des Verbandsverantwortlichkeitsgesetzes eine Geldstrafe von einer Million Euro, davon 500.000 Euro bedingt. Ergo: Der Wirt muss bei Rechtskraft des Urteils 600.000 Euro zahlen, die Mutter 650.000 Euro und das Unternehmen 500.000 Euro. Sowohl Verteidigung als auch Staatsanwaltschaft gaben keine Erklärung zu Rechtsmitteln ab.
Die Angeklagten zeigten sich bereits im Ermittlungsverfahren geständig. Sie sollen als handelsrechtliche Geschäftsführer von 2011 und bis 2018 insgesamt 1,4 Millionen Euro an Umsatz- und Körperschaftssteuer und von 2009 und 2019 rund 1,3 Millionen Euro an Kapitalertragssteuer an der Finanz vorbeigeschleust haben. Rund 500.000 Euro sind offenbar bei der Umsatzsteuer-Voranmeldung und der Lohnsteuer vorenthalten worden.
Großteil der Nachforderung bereits beglichen
Ein Großteil der Abgabennachforderung haben die Beschuldigten bereits beglichen. Als der Fall ans Tageslicht kam, beendete der Wirt seine politische Aktivität bei der ÖVP und gab den Austritt aus der Partei bekannt. Er war Gemeinderat und Funktionär im Wirtschaftsbund.
34.500 Euro „Taschengeld“ in Sakko entdeckt
Bei den Hausdurchsuchungen im Jahr 2019 wurde bei dem Wirt auch eine illegale Handfeuerwaffe entdeckt. Im Kleiderkasten des Lokalbetreibers stießen die Ermittler in den Taschen eines Sakkos auf 34.500 Euro. Dies soll der Beschuldigte noch humorvoll mit der Aussage „Es handelt sich um mein Taschengeld“ abgetan haben.
An einem Tag drei namenlose Sparbücher angelegt
Die Salzburger Steuerfahndung hatte schon länger den Verdacht gehegt, dass das Lokal Schwarzeinnahmen generiere. Da die Beschuldigten die Herkunft des Geldes nicht erklären konnten, bestand der Verdacht, dass die Gelder aus Schwarzeinnahmen des Lokals stammen. Insbesondere auch deshalb, weil festgestellt werden konnte, dass in der Hochsaison an einem Tag bis zu drei namenlose Sparbücher mit einer Einlage von jeweils knapp unter 15.000 Euro angelegt wurden. Die Transaktionen schienen aber nicht in den Geschäftsunterlagen des Betriebes auf.
Bereits wenige Tage nach der Hausdurchsuchung überwiesen die Beschuldigten eine Million Euro als Vorauszahlung für die zu erwartende Steuernachforderung an das Finanzamt. Bemerkenswert war für die Ermittler auch, dass der Gastronomiebetrieb seit diesem Zeitpunkt in etwa die doppelten monatlichen Umsätze erklärte als in den Vergleichszeiträumen vor der Durchsuchung.
Die Mutter des Gastronomen war bis 2014 handelsrechtliche Geschäftsführerin. Danach übernahm der Sohn.
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