Die Genderdebatte im deutschen Sprachgebrauch ist für die einen notwendig, für die anderen schlichtweg Irrsinn. Nun ist sie um eine skurrile Facette reicher. Das Deutsche Institut für Normung (DIN) schlägt vor, künftig auch genderneutral zu buchstabieren. Aus A wie Anton wird dann A wie Augsburg. Meist geht es um die Sichtbarkeit: Mit dem Binnen-I sollen Frauen eben sichtbarer gemacht werden - mit dem Geschlechtseintrag „divers“ trans- und intersexuelle Menschen. Wer nun - abgesehen vom deutschen Tourismus - mit einem Buchstabensalat aus Städtenamen sichtbar gemacht wird (fast alle Buchstaben werden mit Namen deutscher Städte und Regionen besetzt), bleibt abzuwarten.
Angeregt hat die Debatte jedenfalls der Antisemitismusbeauftragte Michael Blume. Er verwies auf die traurige Geschichte der Buchstabiertafel, aus der im Zweiten Weltkrieg sämtliche jüdischen Namen getilgt wurden. Aus David wurde Dora, aus Nathan Nordpol.
Aus Viktor soll Vogtland werden, aus Paula Potsdam
Nach dem Krieg wurden diese nur teilweise rückgängig gemacht. Ebenso befänden sich in der aktuell gängigen Version 16 männliche, aber nur sechs weibliche Namen. Es sei daher „ein Angebot für eine zeitgemäße Buchstabiertafel“, wie das Institut in einer Aussendung verriet - das aus Viktor Vogtland machen will. Aber auch aus Paula Potsdam. Klar ist, in der neuen Version sind somit weder Frauen noch Männer überrepräsentiert. Dafür deutsche Städte und Regionen, die Österreicher oder Schweizer teils nicht einmal kennen werden. Einer „Sinnhaftigkeitsdebatte“ steht also nichts mehr im Wege.
Die finale Fassung der gendergerechten Buchstabiertafel soll übrigens Mitte 2022 veröffentlicht werden.
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