Nicht im Gleichgewicht

Gletscher zerfallen und stürzen in sich zusammen

Österreich
19.08.2021 13:30

Die Gletscher in Österreich schmelzen nicht nur durch den Klimawandel immer schneller dahin, sie zerfallen teils sogar regelrecht und stürzen in sich zusammen. Nur einige winzige Exemplare sind noch im Gleichgewicht und wachsen im Winter beinahe so viel, wie sie im Sommer schrumpfen, weil sie etwa von Lawinen mit Schnee gespeist werden: „Manche Gletscherzungen zerfallen regelrecht“, berichten Forscher. Ein neues Gleichgewicht könne sich nur einstellen, wenn die Erderwärmung zeitnah abgefangen würde.

Forscher der Österreichischen Akademie der Wissenschaften (ÖAW) sind besorgt. Ein Team um Lea Hartl vom Institut für Interdisziplinäre Gebirgsforschung der ÖAW in Innsbruck untersuchte mit „Machine Learning“-Algorithmen wie sich der Gletscherschwund über die vergangenen Jahrzehnte veränderte. Das Ergebnis: „Die Verluste haben nicht nur zugenommen, die Verteilung über die Gletscherfläche hat sich auch verändert“

Hannes Wallner von der „Bergkrone“ unterwegs bei den Gletschern in der Glocknergruppe. (Bild: Hannes Wallner)
Hannes Wallner von der „Bergkrone“ unterwegs bei den Gletschern in der Glocknergruppe.

Zunächst waren sie noch recht gleichmäßig verteilt. Die Fließbewegung des Eises konnte demnach das Abschmelzen an den Zungen teilweise ausgleichen. „Das ist immer weniger der Fall“, erklärten die Wissenschafter: „Manche Gletscherzungen zerfallen regelrecht.“

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Nur einige wenige, sehr kleine Gletscher, die kaum mehr als solche zu erkennen sind, haben sich wieder etwas mehr einem Gleichgewicht angenähert.

Die Forscher im "Journal of Glaciology"

An Masse gewinnen nur wenige Gletscher
Immer mehr Seitenarme würden zudem die Verbindung zu den Hauptzungen verlieren. Gletschertore und andere unterspülte Bereiche stürzen ein. Solche Phänomene bringen die Gletscher immer weiter weg von einem Gleichgewichtszustand, wo sie die im Sommer verlorene Masse in der kalten Jahreszeit wieder dazugewinnen. „Nur einige wenige, sehr kleine Gletscher, die kaum mehr als solche zu erkennen sind“, hätten „sich wieder etwas mehr einem Gleichgewicht angenähert“. Das wären aber Ausnahmefälle durch günstige lokale Gegebenheiten, wenn sie zum Beispiel oft durch Lawinen genährt werden.

Die Kaiser-Franz-Josef-Höhe mit der Pasterze (Bild: Hannes Wallner)
Die Kaiser-Franz-Josef-Höhe mit der Pasterze

„Die Ergebnisse reihen sich in das Gesamtbild der weltweit rapiden Gletscherveränderungen ein“, heißt es. Weil die Gletscher verzögert auf Klimaveränderungen reagieren, könnte sich ein neues Gleichgewicht selbst dann nur mit Verzögerung einstellen, wenn die Erwärmung zeitnah abgefangen würde.

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