Für Evakuierungen
US-Truppen bleiben notfalls länger in Kabul
Die US-Truppen sollten eigentlich Ende August aus Afghanistan abgezogen werden - doch die Machtergreifung der Taliban macht diesen Plänen wohl nun einen Strich durch die Rechnung. Präsident Joe Biden verkündete nun, dass die Soldaten so lange bleiben, bis alle US-Bürger evakuiert sind. Außerdem sollen so viele afghanische Helfer wie möglich ausgeflogen werden. Biden sprach von etwa 50.000 bis 60.000 Menschen, einschließlich ihrer Familien.
„Wenn noch US-Bürger dort sind, werden wir bleiben, um sie alle rauszubekommen“, sagte Biden am Mittwoch in einem Interview für den US-Fernsehsender ABC. Ziel sei es aber weiterhin, den Truppenabzug bis Ende August abzuschließen. Derzeit befinden sich geschätzt noch zwischen 10.000 und 15.000 US-Bürger in Afghanistan.
Ausreisewillige Afghanen gelangen nur schwer zum Airport
Mit Blick auf die afghanischen Helfer sagte Biden: „Die Verpflichtung besteht darin, alle rauszuholen, die wir rausholen können, und alle, die rausgeholt werden sollten.“ Der US-Präsident deutete Probleme bei deren Evakuierung an. Die Taliban würden sich zwar kooperativ zeigen und amerikanische Staatsbürger und Botschaftsmitarbeiter ausreisen lassen. Aber bei früheren afghanischen Mitarbeiter der US-Behörden und Streitkräfte gebe es „ein bisschen mehr Schwierigkeiten“. Auch das US-Außenministerium warf den Taliban am Mittwoch vor, „im Gegensatz zu ihren öffentlichen Erklärungen“ ausreisewillige Afghanen nicht zum Flughafen durchzulassen.
USA können Sicherheit am Weg zu Flughafen nicht garantieren
Das US-Militär hat nach der Machtübernahme der militant-islamistischen Taliban inzwischen rund 4500 Soldaten am Flughafen Kabul stationiert und will die Truppenstärke in Kürze bis auf 6000 ausbauen. Die Soldaten sollen die Sicherheit des Flughafens gewähren und die Evakuierungen organisieren. Die Taliban haben vor dem Flughafen Checkpoints errichtet. Berichten zufolge wurden viele Afghanen, aber auch manche Ausländer, von ihnen nicht zum Flughafen durchgelassen. Die US-Regierung weist selbst Amerikaner darauf hin, dass sie deren Sicherheit auf dem Weg zum Flughafen nicht garantieren könne.
Verteidigungsminister Lloyd Austin erklärte am Mittwoch im Pentagon, das Militär werde „alles tun, was in unserer Macht steht“, um die Lage zu entschärfen und dafür zu sorgen, dass die Menschen zum Flughafen durchgelassen werden. Er betonte allerdings, dass es dem US-Militär nicht möglich sei, seinen Einsatz auf Kabul auszuweiten. Dafür seien deutlich mehr Truppen nötig, was auch angesichts des Zeitplans schwierig sei, deutete er an.
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Auch Geheimdienste rechneten nicht mit so schnellem Kollaps
Das „Chaos“ im Zuge des Truppenabzugs bezeichnete Biden als unvermeidbar. Aus seiner Sicht konnte der Abzug nicht anders gehandhabt werden. Generalstabschef Mark Milley betonte am Mittwoch, dass auch die Geheimdienste einen so schnellen Kollaps der afghanischen Regierung nicht vorhergesehen hätten: „Es gab nichts, das ich gesehen habe, oder irgendjemand anders, das auf einen Zusammenbruch dieser Armee und dieser Regierung innerhalb von elf Tagen hingewiesen hätte.“ Die afghanischen Sicherheitskräfte seien den Taliban in Bezug auf Truppenstärke, Ausbildung und Ausrüstung überlegen gewesen.
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