Mehr als 90 Verbände und Menschenrechtsorganisationen haben Apple in einem Brief aufgefordert, von den Plänen für automatische Foto-Scans auf iPhones und iPads abzulassen. Zwar sei das Ziel, Kinder zu schützen und die Verbreitung von Kinderpornografie einzudämmen, doch herrsche die Sorge, die Funktion könne für Zensur missbraucht und zur Gefahr für die Privatsphäre und Sicherheit von Menschen weltweit werden sowie „desaströse Folgen für viele Kinder“ haben.
Das geht aus einem von den Gruppen gemeinsam verfassten Schreiben an Apple hervor, in das Reuters Einblick nehmen konnte. Das gemeinnützige Zentrum für Demokratie und Technologie (CDT) in den USA hat die Federführung bei der Kampagne, die unter anderen auch von Verbänden in Deutschland, Indien, Brasilien und Ghana unterzeichnet wurde.
Sorgen vor Schwächung der Verschlüsselung
Es sei enttäuschend, dass Apple dies tue, weil das Unternehmen in der Vergangenheit ein entschiedener Verbündeter hinsichtlich der Verschlüsselung von Daten gewesen sei, sagte CDT-Co-Direktorin Sharon Bradford Franklin. Ein Apple-Sprecher wies darauf hin, dass der iPhone-Konzern bereits aufgezeigt habe, warum die Scan-Software nicht unterwandert werden könne. Der Präsident der unabhängigen Internet Society in Brasilien, Flavio Wagner, sagte, die Hauptsorge sei, wie der Mechanismus auf andere Situationen und Unternehmen ausgeweitet werden könne. Das sei eine ernsthafte Schwäche der Verschlüsselung.
Die Ankündigung von Apples neuer Kinderschutzfunktion vor zwei Wochen, die das Erkennen illegaler Bilddateien auf iCloud-Fotos vorsieht, sorgte für einen Aufschrei unter Datenschützern, aber auch viel Applaus von Opferverbänden. Neben der Scan-Funktion will der US-Konzern zudem bei iMessages die Möglichkeit einführen, dass bei Familienkonten Nacktfotos erkannt und unscharf gemacht werden, um Sexualverbrechern die Kontaktaufnahme mit Kindern zu erschweren.
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