Attacken auf Rinder

„Wir können jetzt nicht alle Almen einzäunen!“

Tirol
20.08.2021 07:00

Mit dem ersten Angriff eines Bären oder Wolfs auf eine Rinderherde zu Beginn der Woche hat das Problem der großen Beutegreifer in Tirol eine neue Dimension erreicht. Landeshauptmannstellvertreter Josef Geisler (ÖVP), der sich am Donnerstag ein Bild vor Ort im Pitztal machte, hofft auf das neue Gesetz, das Abschüsse von Problemtieren möglich macht.

In einem Stall in Jerzens versuchten am Donnerstag Besitzer und Tierarzt jene Mutterkuh zu retten, die in der Nacht auf Dienstag durch den Angriff eines Bären oder Wolfs im nahen Riegetal schwer verletzt worden war. Ein ebenfalls attackierter Ochse musste bekanntlich notgeschlachtet werden. „Wir wissen immer noch nicht, ob die Kuh überlebt“, sagt Hirte Klaus Schrott.

„Situation jetzt noch dramatischer“
„Jetzt ist die Situation noch einmal dramatischer“, weiß Sicherheitslandesrat Josef Geisler zum erstmaligen Angriff eines großen Beutegreifers auf Rinder in Tirol. „Wir können nicht alle Almen einzäunen“, sagt er. Dass die Angriffe in unmittelbarer Nähe zum Wandergebiet Hochzeiger passierten, beunruhigt nicht nur die Bauern. „Wir müssen jetzt eruieren, um welches Individuum es sich handelte. Ein Bär wäre natürlich auch für Wanderer und Touristen ein Problem“, betont Geisler. Noch heißt es auf die Auswertung der DNA-Proben warten.

(Bild: Schrott)

Ein nächste Woche in Kraft tretendes neues Gesetz soll zumindest für etwas Entspannung sorgen. Wenn eine Expertenkommission einem großen Beutegreifer Verhaltensauffälligkeit attestiert, kann dieses Tier künftig per Verordnung und Bescheid geschossen werden. „Es handelt sich jedoch stets nur um eine Einzelfallbetrachtungen“, schränkt Geisler hier ein. Denn am Schutzstatus von Wolf und Bär innerhalb der EU ändere sich somit überhaupt nichts.

Apropos EU: Geisler wartet in dieser Frage nach wie vor auf den Besuch des EU-Umweltkommissars in Tirol. „Aber scheinbar hat er keine Zeit“, ärgert er sich.

AV sehr zurückhaltend
Der Österreichische Alpenverein mit seinen rund 600.000 Mitgliedern, die in den Bergen unterwegs sind, will sich nicht in die Diskussion einbringen. „Es gab bisher keine Begegnungen mit Wölfen“, begründet Generalsekretär Clemens Matt die Zurückhaltung. Jedenfalls beinhaltet eine AV-Broschüre Verhaltensregeln für das Aufeinandertreffen mit einem Wolf.

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