Wer sich gegen das Coronavirus impfen lässt, kann zwar eine Infektion mit dem Erreger nicht vollkommen ausschließen - das Risiko nach einer Erkrankung unter schweren Spätfolgen zu leiden, ist für Immunisierte jedoch äußerst gering. „Wir haben extrem wenige Geimpfte mit Erkrankungen“, erklärte Markus Rauter, Leiter der Lungenambulanz des Klinikums Klagenfurt. Er warnte, dass auch viele jüngere Patienten von Post-Covid betroffen sind.
Jeder zehnte Corona-Infizierte ist nach einer Covid-19-Erkrankung noch mit Spätsymptomen konfrontiert. „Wir haben sehr viele schwere Verläufe gesehen, auch bei jüngeren Patienten, auch ohne Vorerkrankungen“, so Rauter. Die Mehrheit seiner Patienten sei allerdings zwischen 30 und 60 Jahre alt.
„Jeder Nichtgeimpfte ist ein potenzieller Risikoträger“
Geimpfte Post-Covid-Patienten seien jedenfalls sehr selten: „Wir hatten zwar ein paar, die waren aber zeitlich noch sehr frisch geimpft und daher noch nicht vollimmunisiert.“ Es mehrten sich in der Literatur sogar die Hinweise, dass bei Post-Covid eine nachträgliche Impfung noch hilft. Daher hat er auch eine klare Meinung bezüglich einer Impfpflicht: „Aus ärztlicher Sicht bin ich definitiv dafür, dass man sich impfen lässt.“ Auch wenn es einen nicht betreffen sollte: „Jeder Nichtgeimpfte ist ein potenzieller Risikoträger.“
Lungenambulanz richtete eigenen Post-Covid-Bereich ein
Einer Schätzung zufolge leiden ungefähr zehn Prozent aller Covid-19-Erkrankten an Post- oder Long-Covid. Oder auch an beidem, denn das eine schließt das andere nicht aus. In Kärnten hieße das bei ungefähr 41.000 jemals positiv Getesteten, dass es rund 4000 Betroffene gibt. Daher hat Rauters Lungenambulanz jetzt einen eigenen Bereich für Post-Covid-Patienten. Voraussetzung ist eine Überweisung eines Lungenfacharztes und ein Termin, erklärte er. „Aber natürlich kommen nicht alle Post-Covid-Betroffenen zu uns.“
Zu ihm kommen meist Patienten mit Post-Covid, das relativ bald nach der ursprünglichen Erkrankung einsetzt. „Diese Patienten waren meist schwer an Covid-19 erkrankt, es gibt strukturelle Schädigungen, direkte Organschäden durch das Virus.“ Hinzu komme noch die lange Zeit im Krankenhaus, die soziale Isolation, dadurch mögliche Depressionen. Dies erschwere das Krankheitsbild. Der Bereich seiner Station arbeite jedoch nicht interdisziplinär.
Diagnosen zu Spätfolgen sind schwierig
Long-Covid-Patienten sieht der Lungenfacharzt dagegen selten. „Die haben eher vegetative Beschwerden, zum Beispiel Fatigue (Müdigkeit, Anm.) oder Kopfschmerzen. Dies kann auch bei Patienten auftreten, die zuvor einen eher milden Krankheitsverlauf hatten.“ Generell sind die Definitionen von Post- und Long-Covid in der Literatur jedoch unterschiedlich. Auch die Diagnosen sind schwierig. „Wir haben die Beschreibungen der Patienten und teilweise sind es dann auch Mutmaßungen der Ärzte, das muss man ehrlich sagen.“
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