Ein besonderes Schauspiel gab es am Donnerstag auf dem Modellflugplatz in Radfeld zu sehen. Dort machte eine ungewöhnliche Familie einen Zwischenstopp. Auf dem Weg nach Italien beehrte ein Schwarm Jungvögel Tirol. Doch die Tiere kamen nicht alleine, sondern mit Pilot und Mamas.
Ready-Set-Go! Der Startschuss für die diesjährige Waldrappemigration fiel gestern um 9.30 Uhr in Salzburg. Mit 28 Jungvögeln und deren Ziehmüttern Helena Wehner und Katharina Huchler im Schlepptau, machte sich Pilot Johannes Fritz auf den Weg, die Waldrappe über rund 800 Kilometer nach Italien zu begleiten. Grund und Ziel der eindrucksvollen Aktion ist es, die Vogelart wieder heimisch zu machen und vor dem Aussterben zu bewahren.
Doch warum braucht man dafür eine Flugmaschine als Leitvogel? Die Waldrappe selbst werden hauptsächlich in Zoos gehalten. Sie haben eine Zugmotivation, ihnen fehlt aber die nötige Kenntnis, sich in der Wildnis zurechtzufinden. Sie folgen aber ihren Ziehmüttern Wehner und Huchler überall hin und werden so auf den richtigen Weg gebracht.
Die Vögel werden nach Italien gelotst. Von Seekirchen in Salzburg bis in das WWF-Reservat Laguna di Ortobello in der Toskana fliegt der ganze Trupp. Geplant sind sechs bis sieben Flugetappen mit Zwischenstopps und Ruhetagen. Gestern fand eine der Zwischenlandungen am Modellflugplatz in Radfeld in Tirol statt. Und die „Krone“ war vor Ort dabei!
Perfekte Landung am Flugplatz in Radfeld
Was die Zaungäste dort zu Gesicht bekamen, war ein Schauspiel. Zwei Fluggeräte mit gelbem Gleitschirm begleitet von einem Hubschrauber und im Anschluss die Vögel in perfekter Flugformation. Zuerst stellten die Ultraleichtflugzeuge mit jeweils zwei Piloten und den Ziehmüttern Bodenkontakt her, danach kreiste der Schwarm Waldrappe noch ein paar Runden um den Flugplatz, bevor dieser schlussendlich auch zur Landung ansetzte.
Gut erzogen sind die gefiederten Freunde allemal! Den Ziehmüttern weichen die Jungvögel nämlich so gut wie nie von der Seite. Direkt nach der Ankunft war aber erst einmal Fütterungszeit.
Der Flug verlief super, ich muss mich allerdings etwas versteckt halten, denn sobald die Vögel mich sehen, kommt der ganze Schwarm angeflogen.
Katharina Huchler, eine der beiden Ziehmütter
Aber warum überhaupt Migration? Vereinsleiter und Pilot Fritz erklärt: „Der Ursprung der ganzen Aktion liegt in einem Forschungsprojekt. Der Waldrapp ist durch Bejagung in Mitteleuropa und den Veränderungen des Klimas vom Aussterben bedroht. Wir haben nun innerhalb von sieben Jahren eine selbstständige, überlebensfähige Population aufgebaut.“
Innerhalb von zwei Monaten wurden 22 Trainingsflüge mit einem Radius von 75 Kilometern durchgeführt. Auch Formationsfliegen wurde fleißig geübt. Interessantes Detail am Rande: durch das Formationsfliegen sparen die Jungvögel 20 bis 25 % Energie – auf so einer langen Reise kein Nachteil.
Katharina Wagner, Kronen Zeitung
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