Ein Jahr nach Anschlag
Nawalny: „Überlebt und im Gefängnis gelandet!“
Ein Jahr nach dem Anschlag auf ihn hat sich der inhaftierte Kremlgegner Alexej Nawalny bei seinen Rettern bedankt. „Alles ist gut geworden. Ich bekam eine zweite Chance zu leben und Entscheidungen zu treffen, die ich für richtig und ehrlich halte“, hieß es am Freitag auf dem Instagram-Account des Oppositionellen. Zum ersten Jahrestag des Giftanschlages veröffentlichte der 45-Jährige ein Foto von sich und seiner Frau Julia, das die beiden vergangenes Jahr im Berliner Krankenhaus Charité zeigt.
Nawalny war am 20. August 2020 auf einem Flug von der sibirischen Stadt Tomsk nach Moskau ins Koma gefallen. „Die Piloten landeten schnell das Flugzeug und gaben mir eine Chance zu überleben“, schrieb Nawalny. Er habe wie „ein Gemüse im Beet gelegen“, habe sich nicht mehr bewegen können. Mehrere europäische Labore, unter anderem der deutschen Bundeswehr und der Organisation für ein Verbot der Chemiewaffen (OPCW) hatten den verbotenen Kampfstoff Nowitschok nachgewiesen.
Dank an die Helfer
Die Sanitäter, die ihn nach der Landung in der Stadt Omsk in eine Klinik gebracht hatten, hätten professionell gearbeitet. Danach war er zur weiteren Behandlung in die Berliner Universitätsklinik Charité geflogen worden. 17 Tage nach dem Attentat sei er aus dem Koma erwacht, erinnerte sich Nawalny. „Also noch einmal vielen Dank an Sie alle. Dank Ihnen ist alles gut gegangen, ich habe überlebt und bin ins Gefängnis gegangen!“, schrieb Nawalny mit schwarzem Humor.
Er ist seit Monaten in einem Straflager inhaftiert, nachdem er im Februar verurteilt worden war - laut Gericht hatte er gegen Bewährungsauflagen verstoßen.
Moskau lehnt Aufklärung ab
Nawalny macht Putin persönlich für den Anschlag auf ihn verantwortlich. Deutschland und andere westliche Länder haben Russland wiederholt aufgefordert, den Fall aufzuklären. Das lehnt Moskau ab und verlangt Beweise für eine Vergiftung. Die russische Justiz hat die Organisationen des Oppositionspolitikers verboten. Ihm droht nun mit einer neuen Anklage eine noch längere Haftzeit.
Am Jahrestag des Anschlags veröffentlichte Nawalny auch in mehreren westlichen Tageszeitungen einen Gastbeitrag, darunter in der „Frankfurter Allgemeinen Zeitung“. Darin forderte er vom Westen, Sanktionen gegen die Unterstützer von Putin unter den Oligarchen zu verhängen. Nawalny plädierte auch für einen härteren Kampf gegen Korruption. Der Oppositionelle und sein Team haben immer wieder Korruptionsfälle in der russischen Machtelite aufgedeckt.
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