Während Facebook mit den radikalislamischen Taliban in Verbindung gebrachte Konten in Afghanistan dichtmacht und bemüht ist, die Zivilbevölkerung vor Verfolgung zu bewahren, werden die Fundamentalisten auf Twitter geduldet. Das bringt dem Kurznachrichtendienst nicht nur Kritik von Terrorismus-Experten ein, sondern auch vom Ex-US-Präsidenten Donald Trump, der im Gegensatz zu den Taliban nach wie vor gesperrt ist.
Trump war Anfang des Jahres von Twitter verbannt worden, nachdem militante Anhänger des abgewählten US-Präsidenten nach Tweets und einer Rede Trumps das Kapitol in Washington gestürmt hatten.
Wegen Anstiftung zur Gewalt wurde Trump dauerhaft gesperrt: Er kann bis heute nichts auf seinem Twitter-Konto posten. Die Sperre wurde damals kontrovers diskutiert. Die einen begrüßten es, dass Trump auf Twitter keine Zwietracht mehr säen konnte. Die anderen verwiesen auf die Meinungsfreiheit, warnten vor Zensur durch private Unternehmen.
Taliban verbreiten ungehindert Propaganda
Wie der Bayerische Rundfunk (BR) meldet, scheinen die Taliban in Afghanistan keine Probleme mit gesperrten Twitter-Konten zu haben: Ungehindert verbreiten die Islamisten auf Accounts wie „Islamic Emirate of Afghanistan“ mit 300.000 Followern auf Twitter ihre Propaganda, mitunter auch auf Englisch. Sie posten Fotos und Videos, zeigen erbeutetes Kriegsgerät und eroberte Regierungsgebäude.
Grundsätzlich sagen alle Plattformen: Wir lassen keine extremistischen Akteure zu, unabhängig vom Inhalt bestimmter Tweets. Aber in der Praxis gibt es jede Menge Extremisten, die auf Twitter aktiv sind.
Terrorismusexperte Peter F. Neumann
Für den Terrorismusexperten Peter F. Neumann ist das inkonsequent. Er sagt zum BR: „Grundsätzlich sagen alle Plattformen: Wir lassen keine extremistischen Akteure zu, unabhängig vom Inhalt bestimmter Tweets. Aber in der Praxis gibt es jede Menge Extremisten, die auf Twitter aktiv sind. Es mag beispielsweise gerechtfertigt sein, Donald Trump von der Plattform zu verbannen. Aber warum dann nicht auch den iranischen Revolutionsführer Khamenei oder den vormaligen Präsidenten Ahmadinejad?“
Gibt Twitter dem Druck nach?
Twitters oft vorgebrachte Begründung des öffentlichen Interesses lässt der Experte nicht gelten: Oft genug knicke Twitter ein, wenn es politischen oder öffentlichen Druck in westlichen Ländern gäbe. Bei den Taliban sei dieser Druck offenbar noch nicht groß genug.
Es ist eine Schande, wenn Mörder, Verbrecher und einige schreckliche Diktatoren und Staaten noch dabei sind, aber der Präsident der USA, der Hunderte Millionen Menschen hinter sich weiß, aus dem Verkehr gezogen wird.
Ex-US-Präsident Donald Trump
In die Debatte um die Taliban auf Twitter schaltete sich auch Donald Trump persönlich ein - freilich im Fernsehen, nicht auf seinem gesperrten Twitter-Kanal. Dem rechtskonservativen US-Sender „Newsmax“ sagte Trump: „Es ist eine Schande, wenn Mörder, Verbrecher und einige schreckliche Diktatoren und Staaten noch dabei sind, aber der Präsident der USA, der Hunderte Millionen Menschen hinter sich weiß, aus dem Verkehr gezogen wird.“
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